Meine Liebe zu dem kleinen und doch so besonderen Land Israel reicht weit in meine Jugend zurück und wird immer in meinem Herzen bleiben. Ich war oft in diesem Land, auch wenn ich mir einer gewissen Gefahr bewusst war. Die Faszination und die Schönheit des Landes haben stets überwogen.
Viele Deutsche haben Angst, nach Israel zu reisen, sie haben Angst vor ressentiments, vor unangenehmen Fragen nach der Vergangenheit. Ich bin da relativ unbedarft rangegangen und habe nur freundliche Interaktionen erlebt. Warum auch nicht? Ich weltoffen, Israelis weltoffen – was soll das schief gehen?
Umso trauriger macht mich die momentane Eskalation der Gewalt, die niemandem Frieden und Freiheit bringen wird, sondern nur viel Leid auf beiden Seiten. Ein Konflikt, der wie so viele in der Geschichte, nur sehr oberflächlich mit Religion zu tun hat, sondern vor allem mit Machtansprüchen, mit persönlicher Bereicherung, entsetzlichen Fehlern der Kolonialmacht England und sehr viel mit der menschlichen Dummheit und Beinflussbarkeit.

Niederträchtiger Überfall
Mit dem Spruch „Religion ist Opium fürs Volk“ hat Marx schon recht gehabt. Und in Gaza scheinen sie dieses Opium derzeit kiloweise zu inhalieren. Seit Kindheit indoktrinierte, aufgehetzte junge Männer, bei denen weder Bildung noch die reichlich bereitgestellten Hilfsgelder ankommen (die hauen die Chefs der Hamas vermutlich in ihrem Refugium Qatar auf den Kopf), die nichts in ihrem Leben haben als Hass und Hetze sind bereit, ihr Leben für vage Versprechungen zu opfern. Wer lieber stirbt beim Versuch, andere umzubringen, anstatt in Frieden mit ihnen zu leben, dessen Leben muss wirklich erbärmlich sein. Wer friedliche Feiernde bei einem „Festival for Peace“ massakriert, hat jedes Recht auf seine Position verloren. Wir sitzen alle starr vor Horror vor der Gewalt, die sich im TV und in den sozialen Medien vor uns ausbreitet und können soviel Niedertracht einfach nicht fassen. Und die Hintermänner reiben sich die Hände.

Unsere Welt wird kleiner
Ganz egoistisch betrachtet machen diese Konflikte für uns alle die Welt kleiner, immer mehr Länder werden zu NoGo-Areas, viele Wege sind versperrt heutzutage. Ich wäre gern 2024 mal wieder nach Israel gereist und hätte meinem Freund dieses wunderbare Land gezeigt. Das wird nun nichts.
Leider, das muss ich deutlich sagen, weil sich besonders muslimische Länder besonders gut aufhetzen lassen, weil dort ein Funke jederzeit einen Flächenbrand auslösen kann. Warum das so ist, versuchen klügere Köpfe als ich zu ergründen. Ich möchte betonen, dass ich viele Muslime außerordentlich schätze und froh bin, sie unter meine Freunde zu zählen. Und die verdammen den Überfall genauso wie ich.
Meine lange Liebesgeschichte zu Israel
Schon während meines Studiums bin ich oft in den Semesterferien als Hobbyarchäologin zu einer kleinen Ausgrabung etwas oberhalb von Tel Aviv geflogen. Wir lebten während der Zeit in einem Kibbuz, standen um 4 Uhr auf, um 5 Uhr begann das Graben in Tel Dor, einer uralten Phönizier Siedlung, die mit der Herstellung und dem Verkauf von Purpur-Stofffarbe reich wurde. Es war eine wunderbare Erfahrung. Auch als Bloggerin durfte ich 2015 das Land erleben, eine komplette Rundreise machen, von Galiläa bis zum toten Meer.
Israel ist klein und voller Wunder
Israel ist leicht bereist, das Land ist klein. In Tel Aviv erlebt man das moderne Israel, pulsierendes Nachtleben, aufregende Geschäfte, Cafes und Mode. Oder man kann so viele religiöse Stätten besuchen: die Taufstelle Jesu im Jordan, zur Kreuzfahrerstadt Akko, nach Tiberias und an den See Genezareth. In Jerusalem war ich damals allein und hab besonders intensiv die Schwingungen wahrgenommen: es war immer schon eine ganz besondere Stadt. Am Freitag war das besonders zu spüren. Da beendeten die Araber ihren Feiertag, der Schabbat der Juden begann und sie wanderten zur Klagemauer. Eine Prozession christlicher Mönche und Pilger dazwischen, die ihre Holzkreuze zur Freitagsprozession durch die in der Altstadt führende Via Dolorosa trugen.
An jeder Ecke bewaffnete Soldaten. Während meiner Aufenthalte gab es fast immer Anschläge, manche klein, manche groß – alle entsetzlich. Ich hab gespürt, da reicht ein kleiner Funke und alles fliegt hier in die Luft. Drei Weltreligionen beanspruchen einen Platz – wie soll das gut gehen? Seit Jahrtausenden ist hier Blut geflossen und Pilger aus aller Welt wollen hier ihr Seelenheil finden. Es gibt ja nicht umsonst das Jerusalem-Syndrom, bei dem sich Besucher plötzlich für den Messias halten und zu predigen beginnen. In den 90er Jahren war die Lage auch schon sehr angespannt, aber damals durfte ich als Ungläubige noch den Felsendom und die Al Aksa Moschee besuchen und bin froh, das damals wahrgenommen zu haben – heute ist dieser Besuch auf immer verwehrt. Schade, gerade solche Erlebnisse fördern Verständnis und Freundschaft.
Ich verstehe diese Verschwendung nicht
Das Land könnte so wunderbar sein, wie es Tel Aviv schon vormacht. Eine Bastion der Freiheit im nahen Osten, voll mit wunderbaren Menschen, traumhaftem Essen, schönen Sandstränden, unglaublichen Sehenswürdigkeiten. Alle könnten dort zusammen friedlich zu dem einen Gott, an den letztendlich alle glauben, gemeinsam beten und das Beste aus dem Segen machen, den dieses Land bereithält. Der weltweite Tourismus würde alle reicher als Krösus machen. Alle Menschen könnten gemeinsam feiern und friedlich zusammenleben, wie das Buch Jerusalem es zum Ausdruck bringt. Wäre das nicht eine wundervolle Vision? Viel besser als Tod und Mord und Leid? Aber Menschen waren wohl schon immer seltsam.