Magische Wunschkapellen und andere Touren rund um den Leitlhof

Was wäre ein Urlaub in den Bergen, wenn man sie nur von unten betrachtet? Über Jahrhunderte hatten die Menschen großen Respekt davor, sich in die wilde Berg Welt zu wagen. Erst im 19. Jahrhundert wollte der Mensch jeden Gipfel besteigen und die Welt von oben sehen. Ich finde das sehr interessant, warum davor so wenige Menschen Lust hatten, sich diesem Abenteuer zu stellen. Es war vermutlich die fehlende Ausrüstung, aber auch eine große Furcht vor den Bergen, in denen man Ungeheuer wie Drachen vermutete. Und es war auch der Glauben an Gott und an den angestammten Platz auf der Welt, den es besser nicht zu verlassen galt. Besser nicht höher raus, als es für einen bestimmt war. Erst, als die gesellschaftlichen Höhenunterschiede nivelliert worden waren, ging es auch ans Entdecken der Bergwelt. Ob es zusammenhängt? Ich weiß es nicht – aber ich nehme es an.

 Ich muss gestehen, ich bin auch keine große Bergwandererin. Mir fehlt ganz einfach die Ausdauer. Ich bin gerne oben auf einem Gipfel, aber es ist eine Schinderei nach oben. Per Aspera ad Astra ist für mich kein hohler Spruch. Schon als Kind habe ich das mühsame Bergaufwandern gehasst, meine Eltern konnten mich nur mit dem Kaiserschmarrn in der Gipfelhütte motivieren. Und wehe, den gab es nicht. Mittlerweile mag ich es eigentlich ganz gern, aber ich geh langsam, Schritt für Schritt.

Am besten geht es natürlich, wenn man zu Mehreren ist. Der Leitlhof, den ihr hier auf dem Blog kennenlernen konntet, hat einen ganz besonderen Service, der das Haus auch für Alleinreisende attraktiv macht. Er bietet nämlich täglich mindestens zwei Bergtouren an, entweder zu Fuß oder mit dem E-Bike. Das ist natürlich prima, denn die einheimischen Bergführer kennen besonders schöne Wege, die besten Hütten und sorgen dafür, dass auch so unsportliche Flachländer wie ich auf die Gipfel kommen. Außerdem lernt man so die netten anderen Hotelbesucher:Innen kennen.

Silvesterhütte über Innichen

Um möglichst viel von der Umgebung zu sehen, habe ich in den drei Tagen Aufenthalt zwei Touren gebucht, eine zu Fuß und eine mit dem Rad. Per Pedes ging es nach dem wunderbaren Frühstück hinauf zu einer alten Kapelle, die dem Wald- und Viehheiligen St Silvester geweiht ist. Die steht dort, wo in uralten Zeiten einmal ein Bergheiligtum eines heidnischen Waldgottes gewesen ist. Lange stand auch eine verwitterte Lärche dort, die von Hirten immer wieder mit Schnitzereien verziert wurde, bis einem Pfarrer aus der Umgebung dieser heidnische Brauch zu viel wurde und er sie fällen ließ. Ein ganz besonderer Kraft-Platz also. Angeblich muss man dort ein Zettelchen mit einem Wunsch verstecken, und der Wunsch wird wahr. Das wäre ja schön…Was ich mir gewünscht habe, verrate ich auch aber nicht. Im Sommer ist die Kapelle, die wunderschöne Fresken aus dem 15 Jahrhundert beherbergt, auch zu besichtigen – nicht verpassen. In der Vorsaison war sie für uns leider verschlossen.

Mit einem kleinen Bus fuhren wir schon hoch hinauf, aber auch dann waren es noch zwei Stunden Wanderung bis zum Ziel. Sportliche Menschen können den ganzen Weg von Innichen aus das Silvestertal hochmarschieren und dann von der Kapelle weiter nach Toblach hinunter. Das Wetter an dem Tag war herrlich, der Weg führte entlang von Wiesen voller Enzian und vielen anderen Blumen , die Bergbäche und Wälder gaben sich geradezu aufreizend idyllisch. Einfach wunderschön, aber ich habe gemerkt, wie unsportlich ich während der Corona-Zeit geworden bin, ich trippelte mühsam hinter dem Bergguide hinterher. Das muss sich echt ändern.  Am Wegrand stehen Enzian und seltene Orchideen, Insekten umsummten die Blumen und uns Wanderer. Der freundliche Bergguide stammte aus Innichen und hatte zur Rast eine typische Südtiroler Brotzeit dabei. Mit Wein, der in der Wärme gleich zu Kopf stieg und den Abstieg wesentlich beschwingter machte.  Zum Abschluss wagten wir uns noch mit den Füßen in einen eisigen Bergbach, der frisch aus einem Gletscher zu kommen schien. Es war herrlich. Es sind manchmal solche Erlebnisse, die solche Touren ganz besonders machen und die einem zeigen, wie einfach Glück manchmal sein kann. 

Biken auf dem Helm

Am nächsten Tag stand eine E-Bike Tour an, über 1000 Höhenmeter auf den Helm (Elmo). Auf dem Helm bin ich schon einmal gewesen, damals allerdings mit der Bergbahn. Und nur rund um den Gipfel auf dem Barfusspfad herumgelaufen. Das war dennoch grandios und eine sehr inspirierende Erfahrung. Aber bis zum Gipfel (der eh noch geschlossen hatte) wollten wir nicht, sondern „nur“ bis zu einer Hütte in mittlerer Höhe. 1000 Höhenmeter sind auch mit dem E-Bike kein Pappenstil. Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass diese Bikes völlig ohne Anstrengung arbeiten würden. Das mag vielleicht im flachen Land so sein, auf den Berg hinauf stimmt es definitiv nicht. Sowohl hinauf als auch hinunter bedarf es Anstrengung und Konzentration. Dennoch erweitert dieser Sport den Radius ganz gewaltig. Ich bin jedenfalls nach dieser tour mehr denn je überzeugt, dass ich unbedingt ein E-Mountainbike brauche. Wenn man im Leitlhof eine Tour reserviert, ist das Fahrrad kostenlos dabei – ein toller Service! Ansonsten kann man sich neuwertige E-Bikes für 35 Euro leihen, normale Mountainbikes ohne Mariahilf-Motor kann man sich kostenlos nehmen, um die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Wir fuhren durch Innichen und Sexten, bogen in den schönen Fischleintal-Radweg ab und  dann ging es irgendwann nach oben. Es hat mir und meinem Freund enorm Spaß gemacht, genauso wie dem reizenden Ehepaar aus London, das auch bei der Tour dabei war. Denen macht das etwas nassere Wetter auch nicht viel aus und ich fand es ganz schön, dass es nicht so heiß war. Extrem stolz, die Tour gemeistert zu haben, kamen wir wieder im Hotel an und gönnten uns erstmal eine ausgiebige Runde Relaxen am und im Pool.

Mit den Touren können auch Menschen, die ohne Auto anreisen, problemlos die Gegend erkunden – ein weiterer Punkt für mehr Nachhaltigkeit, aber auch mehr Sicherheit für die Urlauber. Die geschulten, sehr freundlichen und kompetenten Guides sorgen fürs leibliche Wohl und auch dafür, alle Beteiligten heil den Berg hinauf und hinunter zu bekommen. Nebenbei schießen sie auch Bilder von der Tour, einige der hier verwendeten Bilder stammen von ihnen. ein schöner Service und eine liebe Erinnerung. Ich möchte sie allen Besuchern des schönen Hotels ans Herz legen. Und außerdem: danach hatten wir unsere Marende am Nachmittag wirklich verdient!