Wie ich Fleisch reduziere: aber ich muss nicht gleich Vegetarierin werden

Ich freue mich über eure Tipps und Rezepte ohne Fleisch!

Was mir derzeit in den Medien, sozial oder sonstwie, zuwider ist, ist der Extremismus und der Absolutheitsanspruch. Es gilt nur das Extrem. Plastiksparen geht nur im Extrem, Vegetarier oder maßvolle Fleischesser sind mindestens genauso böse wie die, die täglich ein halbes Schwein vom Discounter essen.  Trotzdem – oder gerade deswegen – plädiere ich heute auf dem Blog für einen vernünftigen, zurückhaltenden Umgang mit dem Lebensmittel Fleisch. Nicht zuviel, aber eben halt auch nicht nichts. Das ist der Weg, den ich für mich btw uns gefunden habe und den ich euch vorstellen möchte. Klar, wer nichts davon ist, ist am Tollsten, ich weiß, liebe Veganer. Aber ich bin überzeugt, dass man mit Extremforderungen so viele eigentlich Willige verschreckt.

Der Fleischkonsum sinkt eh

Die gute Nachricht zuerst: Der Fleischkonsum sinkt. Im Jahr 1991 haben die Deutschen noch etwa 63 Kilo Fleisch pro Kopf pro Jahr gegessen, mittlerweile sind es „nur“ noch 57 Kilo, das Meiste davon Schweinefleisch. Das ist echt eine Menge, mehr als ein Kilo pro Woche, 160 Gramm pro Tag, jeden Tag. Mich wundert der extreme Fleischkonsum nicht, da wird mit Schinken zum Frühstück begonnen, es gibt ein Fleischgericht Mittags und zum Abendbrot wieder tüchtig Salami auf Brot oder Pizza. Wenn ich mir deutsche Standardkochbücher ansehe, wie das „Bayerische Kochbuch“ oder das „Vohenstraußer Kochbuch“, nach denen meine Mutter und Großmutter kochten, wird jedes Gemüse totgekocht und das Rezept mit dem Hinweis versehen, dass man den Geschmack dieses Gemüses mit ein paar Schinken- oder knusprigen Speckwürfeln verbessern könne. Wir hatten hier mal eine sehr gute Gemüseküche, die im Laufe des 20. Jahrhunderts verloren ging, als das Wirtschaftswunder täglich Fleisch auf den Tisch brachte und die neuen Erfindungen wie Tiefkühlkost oder Konserven und exotische Kreationen wie „Toast Hawaii“ die Ernährung bestimmten.

Tolle Antipasti in Rom

Das Grauen der Vollkornkuchen in den 80ern

In den 80ern war eine grüne Ernährung auch kein Spaß. Vegetarier waren Witzfiguren in den Medien, ausgemergelte Rohköstler (was natürlich doof war und nicht der Realität entsprach) Und gut geschmeckt haben die Dinkelbratlinge oder die fiesen Hefeaufstriche damals nicht. Ich erinnere mich noch mit Grausen an die Vollkornkuchen meiner Mutter, die wirklich schlimm geschmeckt haben. Trocken, wurden im Mund immer mehr und immer bitterer. Salate, Gemüse – das war mäßig gewürzte Beilage oder in Mayo ertränktes Grauen.  Vegetarische Ernährung war eigentlich kaum ein Thema. Dass es eine Feier ohne Fleisch gegeben hätten – undenkbar! Auf Festen wie dem Sommerfest des Rosenheimer Kunstvereins gab es einen Griechen, der Fleisch grillte und basta – kein Mensch hat gemeckert. Gerade diese Klientel würde heutzutage vehement vegetarische oder vegane Alternativen fordern…

Veganer Glasnudelsalat

Reduzieren statt verzichten – keine Extreme bitte

Angespornt von Instagram und neuen Köchen wie Yotam Ottolenghi bekommen auch wir Deutschen wieder ein Gefühl für gute Gemüseküche.  Wir kochen zu hause gern Gemüse, in allen Varianten, gebratener grüner Spargel, Gemüseauflauf, Gemüse zart gedünstet, Pasta mit Gemüse, Brotaufstrich aus Gemüse – alles geht und schmeckt toll. Aber wir wollen nicht ganz auf Fleisch verzichten. Deswegen haben wir uns daheim ein Limit gesetzt, 250 Gramm pro Person pro Woche, das sind drei Viertel weniger als der Durchschnitt. Da ist problemlos der große Burger drin und mal ein Steak oder Schnitzel. Also kein Verzicht, sondern nur maßvoller Konsum. Und dann geht es auch, konsequent Bioqualität zu kaufen. Ich persönlich hasse es, wenn in unserer moralgetriebenen Zeit immer nur die Extreme gepredigt werden:  entweder total vegan oder auf alles pfeifen. Ich respektiere beides, aber ich muss das nicht selbst durchziehen. Wenn ich zum Beispiel grünen Spargel brate, kann ich einen Teil mit einer Mandel-Miso-Sauce essen und den anderen Teil am kommenden Tag mit Pasta mischen. Oder es gibt Kokosreis mit Pak Choi. Es gibt so unendlich viele Gemüse und endlose Möglichkeiten, sie zuzubereiten. Und dazu immer bessere Fleischalternativen. Oder Trüffelpasta, unser Lieblingsessen. Oder eben ein, zweimal die Woche the real Deal.

Meine 4 Tipps für weniger Fleisch: 

  1. Den Fleischanteil in einer Mahlzeit reduzieren: ideal sind da chinesische oder thailändische Gerichte. Einfach viel Gemüse ins Curry oder Stir Fry, dafür weniger Fleisch.
  2. Ein gutes, einfaches Kochbuch für vegetarische Küche kaufen. Ich empfehle „Simple“ oder „Genussvoll Vegetarisch“ von Yotam Ottolenghi. Einfach mal was ausprobieren – ihr werdet euch wundern, wie geschmackvoll ein fleischloses Gericht sein kann.
  3. Beim Abendbrot oder zum Frühstück fleischlose Alternativen ausprobieren. Wie wäre es mit Falafel und Hummus und selbstgebackenem Fladenbrot statt Wurst? Pilzragout mit einem Semmelknödeln oder Spinatspätzle? Ofenkartoffeln, Gemüse aus dem Ofen… Toll sind auch vegetarische Aufstriche, die man prima selbst machen kann, etwa aus Linsen.
  4. Besucht ein vegetarisches oder veganes Restaurant, in München gibt es sogar eins mit Michelinstern, das Tian am Viktualienmarkt. Da erlebt ihr fleischfreie Küche auf höchstem Niveau. Und wenn euch dann doch was fehlt, geht halt ins Goldene Kalb ums Eck…Wie gesagt, es ist ja nicht verboten 🙂
  5. Rezepte teilen: Hier auf dem Blog findet ihr unter Kochen meist vegetarische oder gar vegane Gerichte. Viel Spaß beim ausprobieren.