Grado – Erinnerungen an den ersten Urlaub: Meer, Geschichte und Gelato

Meine erste wirkliche Fernreise – also weiter als ins benachbarte Österreich, war eine Reise nach Grado, an der italienischen Adriaküste, zwischen Jesolo und  Venedig. Ich war acht Jahre alt, es waren die 70er und alles war ein Abenteuer. Es war Pfingsten und es konnte noch kühl werden in den Nächten Italiens, was mich sehr verwundert hat. Ich habe damals geglaubt, jenseits der Alpen ist es immer heiß. Reisen bildet eben. Dafür waren die Nächte dunkel und voller Sterne und voller Wolken von Glühwürmchen. Es roch nach Lorbeer und Lavendel und Rosmarin. Ich kann mich an vieles erinnern, an das kleine Ferienhaus, an orange Limonaden, an seltsam geformte Semmeln aus hellem Mehl, an große Eisbecher (den größten, den ich bis dahin gegessen hatte – und natürlich den allerbesten – es war eben Urlaub) und die römischen Ruinen von Aquileia, in denen mir mein Vater Geschichten erzählte von Römern und Barbaren und Attila, dem Hunnen, der das alles vernichtet hat, 1500 Jahre zuvor. Und ich erinnere mich an einen Jungen, der mich auf Italienisch anredete. Ich hab ihm wohl gefallen, mit meinen langen Haaren und dem langen, lila geblümten Hippierock. Es war der erste Moment in meinem Leben, in dem ich mir bewusst gewesen bin, ein Mädchen zu sein. Komisch, dass ich mich nach fast 50 Jahren immer noch daran erinnere, der Moment scheint bedeutend gewesen zu sein…

Seitdem hat es mich nie wieder dorthin verschlagen, leider. Grado liegt etwas abseits der Touristenrouten, die entweder nach Venedig, Bologna und Rimini abzweigen oder Richtung Istrien. Jetzt ist es wieder soweit, ich habe die Gegend fest im Blick. In der Corona-Zeit sind für mich wieder Ziele in den Fokus gerückt, die man leicht mit dem Auto erreichen kann, und – falls es wieder zu einer zweiten Welle kommt – ist man schnell wieder zurück kann nach Deutschland. Es ist nicht nur die Nähe zu Bayern, die Gegend hat enorm viel zu bieten. Da wäre einmal Grado selbst – ein ehemaliges Fischerdorf, malerisch auf einer Insel gelegen, da ist das einst mächtige und nun vergessene Aquileia, das einst ein gewaltiges Zentrum des römischen Reiches gewesen ist, aber sich von der Zerstörung durch die Hunnen nie wieder erholt hat. Hier kann man auf alten Römerstrassen lang laufen und die Basilica voller bunter Fresken und einem gigantischen Mosaikboden bewundern. Grado ist Urlaub wie den 70ern, mit bunten Schirmchen am Strand, die man mieten kann, mit Gelato, Pizza und Pasta wie anno dazumal. Jedenfalls hoffe ich das. Ich hoffe auf warme Nächte an der Uferpromenade, ein türkisgrünes Meer und ein bisschen Ruhe und ein bisschen Trubel. Wir werden wohl Anfang September unsere Sachen packen und dann via Felbertauerntunnel nach Italien fahren, einfach so und vor Ort nach einem Hotel suchen, das uns zusagt. Mir gefällt auch, dass es nicht der maximale Touristhotspot ist. Im September wird es ruhig sein, aber immer noch warm. Ich bin gespannt, wie viele Dinge meine Erinnerungen wieder aufleben lassen und wie viel ich neu entdecken werde.

Radwege durchs Meer

Radfahren in Grado kenne ich aus meiner Kindheit nicht, aber da freue ich mich drauf: Grado bietet aber zusätzlich noch eine sportliche Seite, wenn man einmal vom Dolce Vita am Strand eine aktive Abwechslung braucht: Radfahrer finden gut ausgebaute und abwechslungsreiche Radwege durch eine außergewöhnliche Naturlandschaft zwischen Meer und Bergen, entlang von historischen Sehenswürdigkeiten und mit einer vielfältigen Tierwelt. Teilweise führen schmale aber gut ausgebaute Radwege durch die Lagune – links und rechts nur von Wasser umsäumt. Von Grado aus schlängeln sich dann weitere Strecken durch Straßen, Weinberge, Felder und Wege, die scheinbar quer durchs Meer verlaufen. Der Radweg FVG2 führt zum Beispiel durch den Naturpark Valle Cavanata. Eine Strecke, die sich auch gut für Familien mit Kindern eignet. Ziele sind unter anderem das Fischerdorf Punta Sdobba, und den Ort Aquileia, wo man eine Basilika mit einmaligen Mosaiken bestaunen kann. Im Naturpark trifft man auf über 260 Vogelarten. Dazu gehören auch Kaiserschwäne und Fenicotteri – rosa Flamingos. FLAMINGOS!!!!!

Und es gibt noch mehr: Im Naturpark “Reserva Naturale Regionale Foce Dell’Isonzo“, den man durchfährt, lebt auch eine Herde von Camargue-Pferden, die Touristen sogar für Trekking-Touren durchs Delta zur Verfügung stehen. Für Radtouren eignet sich besonders der Spätsommer. Dann sind die Tiere im Naturpark besonders aktiv und die langen Sonnenuntergänge sorgen für den richtigen Rahmen für Naturaufnahmen. Das wird meinen Freund freuen, der stundenlang hin und her rudern kann, um eine Ente im richtigen Blickwinkel zu fotografieren.

 

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