Adventswochenende in Salzburg-einfach zauberhaft

Wollen wir Münchner nach Salzburg, steigen wir meist in den Zug – 1,45 Minuten braucht die Bahn, uns vom Ostbahnhof bis kurz über die Grenze zu befördern. Mittlerweile steigen –zumindest am Wochenende – alle lieber am Hauptbahnhof einsteigen, denn bis zum Ostbahnhof ist der Zug voll. Voll mit Einheimischen, aber auch Mengen an Asiaten und Amerikanern, die die romantische Stadt ihrer Träume erleben wollen. Salzburg ist wie Paris und Venedig ein Sehnsuchtsziel. Mit guten Gründen – Träume vom Rokoko und Barock, Träume von Mozart und Maria von Trapp, Träume vom Gourmethimmel und von österreichischer Tradition zwischen Kaiserreich und Moderne. Dass sich diese Romantiktour auf eine winzige Altstadt konzentriert und die Besucher wenig von den Schönheiten der Stadt außer den abzuhakenden Sehenswürdigkeiten (Dom, Domplatz, Mozart Geburtshaus, Sound of Musik Museum) sehen, geschenkt. Umso mehr haben die Salzburger die Möglichkeiten, ihr normales Leben rund um diese Hotspots herum zu organisieren, sie sind auch da, aber stehen an für ihre Traditionsspezialitäten Bosna im Balkangrill oder den Pusch von Sporer – beides auch in der Getreidegasse – aber an den Schlangen stehen nur sie selbst und ein paar Eingeweihte an.

Weihnachtsmarkt in Salzburg

Salzburg
Salzburger Stadtpanorama

Im Sommer locken zusätzlich zu den üblichen Attraktionen die Festspiele, über die ich schon ausführlich berichtet habe, jetzt im Winter die Weihnachtsmärkte rund um den Dom. Aber wie auch im Sommer entfaltet sich der Charme der Weihnacht in Salzburg erst, wenn die Sonne untergegangen ist, wenn die Lichter der Altstadt fast nur noch für die Einheimischen leuchten. Und für die Touristen, die über Nacht bleiben.

Letzte Woche durfte ich reinschnuppern bei der anderen Salzburger Weihnacht. Auch wenn dieses Mal die Übernachtung nicht ganz so mondän ist wie im Sommer, so ist sie doch ganz besonders nett- Villa Verde heißt das kleine Bed & Breakfast, das ungefähr 20 Gehminuten von der Altstadt entfernt im Grünen liegt. Die Zimmer sind hübsch, mit lustigen Hirschbildern an der Wand, das ganze Haus bunt und weihnachtlich und bunt dekoriert. Und das Frühstück war fantastisch – mit Bioschafskäse von Eisl, mit Biojoghurt, Semmerln, Brot, Eiern frisch gemacht, Schinkenspezialitäten, Obstsalat und vielen Sorten Kaffee – passt! Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und werde im Sommer gern wiederkommen. Das Haus hat ausreichend Parkplätze vor der Tür und ist mit 80 Euro die Nacht recht preiswert für Salzburg.

Winterzauber mit Freunden

Der Anlass für die Übernachtung war das Winterfest im Volksgarten an der Salzach, das ich gemeinsam mit lieben Freunden und Bloggerkolleginnen besuchen durfte. Claudia Braunstein, Regina Rettenbacher, Anke Licht und Anna-Lena. waren dabei – wie immer traumhaft – ganz liebe Grüße!!! Am Winterfest locken zwei Zirkuszelte samz zugehöriger Gastronomie jedes Jahr rund 30.000 Besucher an. Ein Highlight der alternativen Weihnacht in Salzburg, denn die Philosophie des Winterzaubers widersetzt sich der hektischen Konsumweihnacht: „der Besuch soll den Menschen in der hektischen (Vor-) Weihnachtszeit Ruhe und Muße schenken. Es ist ein Abend des Winterfests ist ein Abend des Staunens und Abenteuers“. Der Volksgarten ist dafür der ideale Schauplatz, er war früher der private Spassgarten vom österreichischen Kaiser – mittlerweile sind auch hier demokratische Zeiten eingezogen.

zirkus

Wir haben eine Vorstellung einer französischen Artistentruppe besucht, Cie Akoreacro. Und es war absolut fantastisch! Die Truppe erzählt eine Geschichte – ein Paar findet sich, verliebt sich, zieht um, bekommt Kinder, streitet sich, geht fremd…aber das Ganze ist eine einzige, furiose Akrobatiknummer ohne Pause. Da wird mit Kühlschränken und Mikrowellen jongliert, mit Kinderwägen und Rhönrädern gespielt, der Mann geht mit der Drag-Queen vom Trapez fremd, die Frau fliegt über die Köpfe hinweg in die Arme der anderen Männer, die Livemusiker kommentieren und akzentuieren mit ihren Stücken das Geschehen. Es ist ein wunderschöner, mitreißender Abend – wir verfolgen atemlos und mit offenem Mund das wahnwitzige Geschehen, bestaunen die Kunst der wunderbaren Truppe. Wer jetzt in Salzburg keine Karten mehr bekommt, kann sich auf Sommer 2021 am Tollwood freuen, da kommt die Truppe auch. Die Fotos sind bei den Proben entstanden – bei der Vorstellung wollen sie – nachvollziehbar – keine Kameras dabei haben.

Hinterher sitzt man im gemütlichen Gastrozelt bei heißem Ingwertee und Kichererbsencurry und beredet die Veranstaltung, nach und nach gesellen sich auch die Artisten dazu…

Punsch und Blogger-Eierlikör

Am nächsten Tag wird es gleich nach dem Frühstück hochprozentig! Wir besuchen den Produktionsbetrieb von Sporer, einem sehr traditionellen Betrieb in Salzburg, der seit 90 Jahren einen legendären Orangen-Punsch braut. Der Punsch, aus Säften und Rumsorten und vielen Gewürzen bestehend, wird mit heißem Wasser im Verhältnis 1:5 aufgegossen und schmeckt sehr delikat – haut aber auch gut rein. Die Salzburger trinken ihn frisch in der Getreidegasse, ich trinke ihn auf dem Sofa und werde schnell müde hinterher. Aber unser Besuch in der Fabrikation gilt nicht dem Punsch, sondern wir lernen, wie man Eierlikör selbst herstellen kann.