Sehnsucht Singapur – kulinarische Reise zu den Hawkermärkten
Wir können jetzt nicht so reisen wie wir wollen – und mich persönlich macht das unglücklich. Was mich ab und an aufheitert, sind Erinnerungen an vergangene Reisen – oder die Planung von neuen. Wenn es wieder möglich ist. Wenn ich geimpft bin. Wenn alle Länder Hotels, Spas und Restaurants geöffnet haben. Wenn ich ohne Maske reisen kann. Meine letzte Fernreise ging nach Thailand und Singapur, eine der schönsten Reisen, die ich bislang gemacht hatte. Da passte einfach alles. Bis auf das Wetter 5 Tage lang, aber auch das war irgendwie okay… Momentan kann ich davon nur träumen. Meine Therapie gegen das Fernweh ist: authentisches Food. Teilweise hole ich es mir im Lokal ab, teilweise koche ich selbst, wenn das Gericht meiner Reiseträume nicht in München zu holen ist. Und um euch ein bisschen Lust aufs Reisen (oder Kochen oder beides) zu machen – ich nehme euch ab jetzt jede Woche zu einer anderen kulinarischen Station auf dem Globus mit.
Ich nehme euch mit auf eine kulinarische Weltreise: erste Station Singapur

Ich liebe die Küche in Thailand, und denke gerne daran zurück. Aber genauso hat mich die lebhafte kulinarische Kultur Singapurs begeistert. Dieser Schmelztiegel ist noch reicher an vielen verschiedenen Kochtraditionen, hier kann man einmal quer durch Asien reisen – jedenfalls alle Küchen kennenlernen. Von den allerfeinsten japanischen Baumkuchen mit Matcha-Biskuit oder Mondkuchen mit Yuzu-Füllung im Untergeschoss des Takashimaya an der Orchard Road bis zu bis zu der bunten Küche der Hawker-Märkte. Wir konnten auf unserer Reise diese Vielfalt nur ankratzen, aber ein bisschen was haben wir doch mitbekommen. Und hatten unglaublich viel Spaß dabei.
Weltkulturerbe Hawkermarkt

Jeder in Singapur besucht die Hawker-Märkte, die authentischen Vorläufer unserer Foodtruck-Märkte, von den kleinen Arbeitern über Touristen bis zu den Crazy Rich Asians (auch im Buch & Film sind die Märkte sehr präsent) Diese Märkte sind wild, chaotisch, mal im Freien, mal überdacht – und eine Art Gemeinschaftsspeisesaal und definitiv eines der Wahrzeichen von Singapur. Hier kommt alles zusammen – Ethnien, gesellschaftliche Schichten, Einheimische und Touristen. Manche Touristen glauben, die Märkte seien für sie und Tourifallen, aber nichts könnte weiter weg sein von der Wahrheit. Das Besondere: Jeder Stand hat seine persönlichen Spezialitäten, die unter Umständen seit Generationen vervollkommnet worden sind. Einige der ältesten Hawker begannen ihre Tätigkeit in den 1960er Jahren. Viele geben ihre Rezepte, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten an jüngere Familienmitglieder oder Lehrlinge weiter. Die Hawker in ihren kleinen Buden stehen dort jeden Tag, als Gast wandert man von Stand zu Stand und nimmt, was einem gefällt. Es ist völlig selbstverständlich, dass sich am Ende auf dem Tablett das Essen von vielen verschiedenen Ständen türmt. Das ist absolut großartig. Leider nehmen wir uns immer mehr, als wir schaffen, die Verlockungen sind einfach zu groß. Das Huhn von hier, das Curry von dort, die Saté-Spießchen beim Weltmeister im Spießchenbraten. (Ja, den gibt es.)

Und so weiß jeder Gast, dass er das Beste vom Besten isst. Deswegen gibt es auch eine Hawker-Stand mit einem Michelin-Stern. Es ist das günstigste Michelin-Essen der Welt. Da waren wir natürlich auch zu Besuch und nach einer dreiviertel Stunde Anstehen konnten wir das berühmte Hähnchen in Sojasauce genießen. (335 Smith Street
#02-126 Chinatown Complex Market & Food Centre, Singapore 050335, 10:30am – 3:30pm Closed on Every Sunday) Wer das berühmte Gericht nachkochen will – eine Anleitung dazu gibt es hier – Rezept für Hainan Chicken
Der schönste Markt ist Lau Pa Sat, eine Jugendstilkonstruktion. Wir haben uns dort nur die Speisen drinnen geholt und uns dann zu den berühmten Sate-Spießchen-Grillern rausgesetzt. Die bieten eine unglaubliche Show, wie sie in wahnwitziger Geschwindigkeit die Spieße mit Marinade bepinseln, liebevoll befächeln, wenden, wieder bestreichen, bis die zartesten, feinsten, saftigsten Saté-Spiesse der Welt an den Tisch gebracht werden. Man isst sie in unüberschaubarer Zahl.
Die Hawker-Zentren haben sich aus der Street-Food-Kultur entwickelt und sind zu Markenzeichen für Singapur als multikulturellen Stadtstaat geworden, der chinesische, malaiische, indische und andere Kulturen umfasst. Die Hawker lassen sich vom Zusammentreffen dieser Kulturen inspirieren und passen die Gerichte an den lokalen Geschmack und Kontext an. Auch heute noch bedienen die Hawker-Zentren in ganz Singapur die Bedürfnisse der verschiedenen Gemeinschaften in Wohn-, Freizeit- und Arbeitsvierteln.
Rezepte gegen das Fernweh
Wenn ich jetzt Fernweh bekomme, dann hole ich die Schalen raus, die ich auf der Reise gekauft habe, gehe in den asiatischen Supermarkt (es gibt großartige Märkte in München, zB an der Rosenheimer Strasse beim Motorama und im alten Karstadt am Hauptbahnhof der eine Etage an einen Asiamarkt vermietet hat). Und dann wird losgekocht. Hainan Chicken, Fried Singapore Noodles oder ein indisches Curry. Und träume von Singapur.
Ich koche auch sehr gerne ein Gericht, das nicht original aus Singapur und Malaysia stammt, sondern vom Londoner superkoch Ottolenghi weiter verfeinert wurde. Da die Hawkermärkte für bunte Fusionsküche stehen, finde ich das völlig legitim.
Ein Rezept für Bratnudeln nach Ottolenghi
Für 2 Personen (sonst wird der Wok zu voll)
2 Esslöffel Erdnussöl
½ Zwiebel, geschält und gewürfelt
220 g fester Tofu, in 0,5 cm dicke Streifen geschnitten
100 g grüne Bohnen, geputzt und schräg halbiert
100 g Choi Sum (oder Pak Choi), Blätter und Stiele, in große Stücke geschnitten
300 g frische Eiernudeln (oder getrocknete Mie-Nudeln, leicht vorgekocht)
1½ Teelöffel gemahlener Koriander
1 Teelöffel gemahlener Kreuzkümmel
2 Teelöffel Sambal Olek (oder eine andere scharfe Chilipaste), plus extra zum Servieren (Ich verwende scharfe rote Bohnensauce und einen Esslöffel frisch gemörserten Sechuanpfeffer, das gibt nochmal mehr Pfiff)
2 Teelöffel dicke Sojasauce
2 Teelöffel helle Sojasoße
50 g Bohnensprossen
1 Handvoll geschredderter Eisbergsalat
1 Esslöffel knusprig gebratene Schalotten (erhältlich in orientalischen Lebensmittelgeschäften; alternativ können Sie auch getrocknete Zwiebelflocken verwenden)
Zitronenspalten, zum Servieren
Für Fleischfanatiker: 200 Gramm Hackfleisch
Erhitzen Sie einen Wok oder eine große Pfanne auf großer Flamme. Sobald sie heiß ist, geben Sie das Öl hinzu, dann die Zwiebel und braten Sie sie eine Minute lang weich. Fügen Sie den Tofu und die Brechbohnen hinzu und braten Sie, damit der Tofu etwas Farbe bekommt – zwei bis drei Minuten. Rühren Sie während des Kochens vorsichtig um, damit der Tofu nicht zerbricht. Hier kann auch das Hackfleisch mitbraten, wenn man es verwenden will.
Fügen Sie den Choi Sum und, wenn er zusammenfällt, die Nudeln hinzu. Verteilen Sie sie mit einer Zange oder Stäbchen im Wok – sie sollen viel Hitze abbekommen, fast braten. Rühren Sie vorsichtig um und kochen Sie die Nudeln etwa zwei Minuten lang. Fügen Sie nun die Gewürze, Sambal Olek, Sojasauce, Sojasprossen und zwei bis drei Esslöffel kaltes Wasser hinzu und schwenken Sie sie vorsichtig. Etwa eine Minute kochen, bis die Nudeln halbweich sind.
Vor dem Servieren die Nudeln in Schüsseln geben und mit geraspeltem Salat und knusprigen Schalotten garnieren. Als Beilage Zitronenspalten und eine kleine Schale mit extra Sambal servieren. Den geraspelten Salat und die gerösteten Zwiebeln auf keinen Fall weglassen, die runden das Rezept einfach perfekt ab.
Ja, Singapur, da würde ich wirklich gerne nochmals hinreisen. Mein Besuch vor fünf Jahren war von besonderer Bedeutung, weil es meine erste Fernreise nach meiner Krebserkrankung war. Ich hatte damals nicht am Radar nochmals so weit zu reisen. Vor allem sind so lange Flugreisen mit meiner Dysphagie eine Herausforderung. In Singapur war ich essenstechnisch super aufgehoben, mag daran liegen, dass der Tourismusverband alle Restaurants perfekt gebrieft hatte.Mein kulinarischer Irrtum. Ich habe in einem Hawker Center ein Congee mit Fisch bestellt und erst am Abend auf den Fotos gesehen, dass ich nicht beim Fisch, sondern beim Froschstand bestellt hatte. Tja, kann passieren, wissentlich hätte ich das nicht gegessen.
Liebe Grüße, Claudia
Anmerkung:
Ich warte nicht nur begeistert aus Interesse sondern auch aus einem ‚MUSS‘ heraus. Dies so, da in u/Region derzeit wohl viiiiele Restaurants „funny bugger“ spielen, indem sie Schliessen/sich Aufloesen. JETZT (erst? Wo bei uns KEINE Super-Restrictions ausser „Vorsicht/Abstand und wohl mehr desinfizieren“ bestehen?) ? Und all dies puenktlich, wo die staatl. Unterstuetzungen ziemlich runtergefahren bis eingestellt wurden (= eben wegen „Business nearly as usual“ )?
D.h. fuer mich allerdings: viiiele vormals einmal bekannte Restaurant-Namen und/oder deren bisherige ‚Strickmuster‘ mag ich auch wirklich spaeter nicht in einem sog. ‚Neuen Kleid‘ als andere Steuer-Abzocke unterstuetzen. D.h.: ich werde wohl in den naechsten Monaten/Jahren meeehr ‚COVID-Nachwehen‘ in Restaurant-Form haben, als dies gedacht. Ausserdem sehe ich mich derzeit fast etwas betrogen, da wir wohl – unnoetig – bisher diese auch noch heldenhaft mit stark reduzierter und vordiktierter ‚Take away-Futter-Abnahme‘ aber tatkraeftigst unterstuetzt haben.
Auch sonstigen Geschaeften sollte man hier als Kunde wohl auch ein wenig zu mehr Steuer-Ehrlichkeit verhelfen. Grund: Hundert Jahre KEINE einzige schwarze Zahl und seit COVID (und Steuer-Unterstuetzung left, right and centre) schaffen sie’s gar nicht mehr die ‚Schwarzen‘ ueberhaupt noch zu verstecken und muessen mit mitunter XXL-Gewinnen (und Unwilligkeit unberechtigte Unterstuetzungen ins Staats-Saeckel zurueck zu zahlen ^^!) an die Oeffentlichkeit gehen?!
Ne, Freunde: alle sitzen bei dem Schmarrn im selben mistigen Boot und nicht nur in Klassen verteilt von „Geschaeftsleute kassieren ab (fuer’s ‚Leiden‘?) und Kleiner Mann zahlt nicht nur die an die Geschaeftsleute benutzten/vergeudeten (?) Steuern; zehrt seine eigene Altersvorsorge zum COVID-Durchstehen auf PLUS bekommt – so wie bisher die beinahe letzten ca. 10 Jahre – 00 Gehaltserhoehung fuer gesichert wohl weitere 10 Jahre in egal welchem Job?
Das wird – mM – noch ’seeeehr interessant‘ !
Hmmm, vielleicht haette dieser Kommentar auch eher zu Deinem Post „…. Arsch… Rant …“ gepasst/gehoert?Sorry!
Meinst Du mit „dicke“ Soja-Sauce die sog. zudem Salzarme – bei uns „Suesse“ genannt – und mit „helle“ die eher Normale/Salzhaltige ?
Ich denke gerade, ob sich zu diesem Gericht auch gestifftelte oder geraspelte oder gehackte kurz eingesalzene (= gepickelte?) Zitronenschale gut machen wuerde?
Wir haben hier bzgl. ‚gepickelter Zitronen-Schale‘ bald das Problem: unsere Zitronen werden demnaechst wohl nackig (ohne Schale) am Baum haengen ^^ 😉
Sogar schwere(re) – meist auf Rotwein-Basis* – europaeische Gerichte scheinen durch Drueberstreuen (und auch brav MITessen und nicht nur „Kenntnis genommen; schaut chic aus und schieb‘ zur Seite“ 😉 !) dieser Zutat eiiiniges bekoemmlicher zu werden.
* Ich weiss nicht, wie’s anderen Menschen ergeht, aber mit zunehmendem Alter scheinen schwerere Rotweine (= Australien hat fast ueberwiegend ‚Bomber in Rot‘) nicht mehr ganz, aehem, ‚kompatibel‘ mit mir zu sein; sogar wenn ’nur‘ kochtechnisch verwendet.
Btw.: in o.g. Rezept ausnahmsweise kein Thymian/Oregano – egal welcher Landes-Duftnote/-Staerke – bei ‚Otto‘ (kicher) ?
Iiiija, auch ich – aeltere Dame – mag diesen ‚Herzbuben (wohl aller?) suedlaend. aelterer Damen‘ seeehr!
War aber schon so, als selbst noch nicht ’sooo suedlich‘ gelebt !
Ansonsten: ich sitze hier brav wartend auf Deine weiteren kochtechnischen Reise-Erlebnisse. Ich fuerchte zwar, dass dies etwas stark an ‚Tier-Quaelerei‘ (= armer dabei evtl. leidender ‚Hase‘ DU?) grenzen koennte, aber versuch’s einfach mal. Ich drueck‘ Dir die Daumen, denn immerhin koennte Dir dieses ‚geistige Reisen‘ auch genau das Gegenteil bieten ? Zehen vorsichtshalber auch noch fuer Dich druecken 😉 !