Von Glamping, Streichelkrokodilen und Hauslämmchen in Slowenien

Schloss Strmol im herbst

Jetzt, wenn es auch in Deutschland unwiderruflich kälter wird (auch wenn wir uns das kaum vorstellen können), gibt es südlich der Alpen reichlich Sonnenschein und Wärme. Oktober ist für mich die ideale Zeit, um nochmal nach Slowenien zu fahren und mehr von diesem schönen Land kennenzulernen. Wie im ersten Teil der Slowenien-Reise geschrieben, hab ich die Haupttouristenattraktionen nicht gesehen. Vor allem möchte ich in noch mehr Glamping-Resorts übernachten, davon gibt es in Slowenien besonders schöne.

Oktober – ein Traummonat in Slowenien

Es war das allererste Mal seit meiner Kindheit, dass ich in einfachen Ferienbungalows genächtigt habe – aber bestimmt nicht das letzte Mal! Ich habe es unglaublich genossen. Trotz, oder gerade wegen der Einfachheit…Ich fühle mich darin wohl und frei.

Doch der Reihe nach. Nach dem luxuriösen Rogaska Slatina ging es abenteuerlich weiter. Wir fuhren durchs gesamte Land, bis in die Ausläufer der Alpen nahe der adriatischen Küste. Eine Bergstraße war plötzlich von Bauarbeiten unterbrochen, was unseren Fahrer nicht abhielt, sie trotzdem zu benutzen. Er diskutierte ein bisschen mit den Fahrern der schweren Bagger, die dann auf dem kleinen Waldweg am Abgrund rangierten, bis ein Weg für uns frei war – ja, die Slowenen sind wirklich entspannt. Wir weniger – wir bekamen schon feuchte Hände bei den waghalsigen Fahrmanövern. Ich denk mir immer, die werden doch ein Auto voller Reiseblogger nicht abstürzen lassen…?

Aber wir kamen durch diese Stunts pünktlich am Ort fürs Mittagessen, in Gostilna Lokve an – bei den entspanntestem Slowenen überhaupt. Lokve war mal ein beliebter Ort zum Skifahren, doch auch hier machte der Klimawandel dem Geschäft einen Strich durch die Rechnung. Der Ort wurde verlassen, nur wenige Menschen blieben – aber die nutzen die traumhafte Umgebung, um ein Geschäft im Sommer aufzubauen und ich sage euch: bitte, wenn ihr durch Slowenien fahrt, kommt hier vorbei. Hier ist alles den Abstecher wert: das urige Gasthaus, die wunderschöne Umgebung, das fantastische Essen. Und die coolen Wirte, die hier den Betrieb am Laufen halten, Blueskonzerte veranstalten und einfach für sich leben, sind den Besuch wert. „Corona gab es hier nicht, wir haben einfach weitergelebt wie immer“ – die Aussage fand ich klasse – da lässt es sich gut leben!! Das Lokal vermietet auch ein paar Zimmer – wenn ihr mal eine Auszeit braucht, ideal.

Das beste Essen in Slowenien gibt es in Lokve

Aber Vorsicht, schlank wird man hier nicht, denn hier wird fantastisches Food aus den Wäldern der Umgebung, Prosciutto vom berühmten und seltenen Mangalitza-Schwein, Wildschwein, Rehragout, Pilze, Haseneintopf zu Ravioli und hausgemachte Bandnudeln mit Reherln, Steaks vom offenen Feuer, mit Fontinakäse gefüllter Blätterteig… es ist ein Foodtraum, aber der Alptraum von Diätwilligen. Nur Bärenfleisch, was schon manche Kunden seltsamerweise angefragt hatten, das gibt es nicht. Wer will sowas den nauch essen?

Schweren Herzens und mit vollem Magen nahmen wir Abschied von Gostilna Lokve – ich mit dem festen Vorsatz, hier im Herbst wieder herzukommen – was ich jetzt in die Tat umsetze.

Zum ersten Mal auf einem Pferd bei DS Glamping in Slowenien

Dann erreichten wir das finale Ziel unserer Reise für den Tag: das DS Glamping. Und da ist einiges geboten, denn das Campinggeschäft läuft nur neben der Pferdezucht. Trotzdem hat es sich einen guten Ruf geschaffen: Viele Biker kehren hier auf ihrer Reise nach Süden ein und sind hochwillkommen. Auch wir freuen uns, die kleinen Holzzelte zu beziehen. Ich bin allein in einem Häuschen, Ursula und Sigrid teilen sich die andere Hütte. Auch wenn es bequemer allein ist, geselliger ist es zu zweit. Aber wir sind noch meilenweit vom Schlafen entfernt. Erst steht eine Premiere für mich an – zum ersten Mal auf einem Pferd reiten. Ich mag aussehen wie ein Pferdemädchen, aber ich bin weit entfernt davon. In meiner Kindheit hatte ich enormen Respekt für den riesigen Tieren. Sie haben dafür ein ultrageduldiges Therapiepferd ausgesucht, das meine ersten vergeblichen Aufsteigeversuche stoisch erträgt (Tu ich dem Tier auch bestimmt nicht weh?). Mir tut das Tier leid. Endlich sitze ich oben – und, oh Wunder, es klappt. Die Angestellten des Reiterhofs meinen „hey, du bist ja ein Naturtalent“, weil ich instinktiv richtig im Sattel sitze (ich hab mich einfach in Gedanken an Historienfilmen orientiert) und es macht echt Spaß. Das muss ich noch mal probieren. Genau wie das Quadfahren, das auch beim D&D Glamping angeboten wird. Da fahren wir durch kleine Wege und große Straßen in den Sonnenuntergang hinein – bis zu einer Bergkuppe, von er aus man das Meer sehen kann. Wunderschön. Das ist für mich Freiheit.

Zum Abendessen sind wir nach so vielen Erlebnissen glatt wieder hungrig – der Koch kocht auf winzigem Raum an einer Feuerstelle. Eine Schau! Es schmeckt umwerfend gut. Wir sitzen noch länger beim guten slowenischen Wein und lassen den Tag und seine vielen Abenteuer Revue passieren. In den Holzhäuschen schlafe ich tief und gut, auch wenn der Regen an die Scheiben klopft.

Glamping in Slowenien

Ich persönlich empfinde Glamping als ideal für Slowenien. Diese schöne, naturnahe Art Urlaub passt perfekt zu diesem Land. Wir hatten schon vor dem DS Glamping ein paar schöne Anlagen besucht, allerdings dort nicht übernachtet. Für Freunde des eher esoterischen Gedankenguts gibt es das Glamping im Slovenia First Natural Healing Resort. Nur drei kleine Häuschen, aber mit Schwitzhütte, Meditationsjurte, einem Garten voller Kraftplätze und vieles mehr – sogar einen Raum voller Tesla-Antennen. Eine mit Wünschelrute gefundene Quelle ist das Herz des kleinen Ressorts. Der Platz hat tatsächlich eine sehr schöne, wohltuende Energie. Wir wären dort gern noch ein Weilchen geblieben. Auf meinem Rock hat sich ein Schmetterling niedergelassen, der uns die gesamte Zeit über begleitet. Ich weiß nicht, warum mich das sehr berührt.

Das Glamping Slovenia Eco Resort ist dagegen eine riesige Anlage mit Hüttendorf, Streichelzoo und einem schönen, großen Gasthaus in der Mitte, das malerisch an und in einem Teich liegt. Hier bekommen wir nach der Besichtigung noch ein köstliches slowenisch-üppiges Mittagessen. Eine Grillplatte für 10 – auch wenn wir nur zu fünft sind. Das großzügige Camping und Glampinggelände sieht ein bisschen aus wie ein Wikingerdorf, ist malerisch an einem Fluss gelegen. Es bietet viele kleine Hütten für zwei oder große Familienhäuser, einen Streichelzoo, Pool und eben das fantastische Restaurant. Das hat was und erinnert mich an tolle Urlaube meiner Kindheit.

Ist Slowenien reich an Exzentrikern?

Ein vierter Glampinganbieter ist Eko Glamping Kristof – und dieser Wirt Kristof ist echt ein Unikum. Er ist ein fantastischer Koch, der aus den slowenischen Naturprodukten unglaublich gute Menüs kocht, zum Beispiel aus Fischen einer Biofischzucht, die wir auch besucht haben (fragt nicht). Aber er ist auch echt skurril, energetisiert Wasser mit einer Wünschelrute, erfindet verrückte Sachen wie fahrbare Hühnerställe und ist ein Pionier der Hotellerie. Sein Hotel mit Restaurant ist gerade eben fertig geworden und bietet luxuriösen Minimalismus für eine betuchte, internationale Klientel. Wer’s günstiger und uriger mag, kann in die Glampingzelte ziehen, die in der Landschaft malerisch verteilt stehen.

Ein Streichelkrokodil im Schloss Strmol

Kristof ist ein Exzentriker – und ich habe das Gefühl, dass dieser Menschenschlag in Slowenien eine besonders gute Möglichkeit hat, sich zu entfalten. Überall, wo es heißt „Leben und Leben lassen“ blühen auch etwas extremere Charaktere auf. Ich finde das wundervoll. In München der 70er und 80er Jahre lebten Freddie Mercury, Rainer Langhans, Rudolph Moshammer und Aristokraten führten Leoparden an der Leine Gassi. Das waren bessere Zeiten, glaube ich.

So waren auch die letzten Besitzer von Schloss Strmol, das wir besichtigten, Rado Hribar und Ksenija Gorjup Hribar, echte Exzentriker. Der reiche Industrielle und seine Frau machten aus dem alten Rittersitz ein fröhliches Schloss, sie feierten rauschende Feste mit Künstlern und der Haute Vollee, sie brannte zeitweise mit einem Offizier durch, kam aber wieder zu ihrem Mann zurück. Und sie hatte ein Streichelkrokodil, das die wie einen Hund Gassi führte. Erst als das kleine Krokodil den Mann biss, wurde es erschossen und ausgestopft. Es ist immer noch im Schloss zu besichtigen. Die beiden Eheleute erlitten ein trauriges Ende, als sie von Partisanen erschossen wurden – dann ging ihr Schloss in den Besitz des kommunistischen Jugoslawien. Heute ist das Schloss ein 4 Sterne Boutique Hotel mit wunderbaren Zimmern und einem freundlichen Hausgeist, wenn man den Erzählungen der Fremdenführerin glauben mag. Ideal für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten ist es allemal, denn die sinnlichen Figuren überall und das plüschige Mobiliar verströmen eine unbändige Lebensfreude!

Der Moment, als ich Vegetarierin wurde – im Ekotourizm Vizencar

1500 Meter hoch in den Bergen steht ein Gasthaus, das Ekotourism Vizencar, frisch renoviert und dennoch irgendwie altehrwürdig. Das Hotel ist zugleich eine urige Berghütte, im Winter gehen hier Lifte nach oben, der ganze Berg Krvavec ist ein riesiges Skigebiet. Doch davon bekamen wir bei der Ankunft am Abend viel zu wenig mit. Denn zumindest ich war nach dem langen Tag voller Besichtigungen (ein Weingut, eine Fischfarm, Schloss Strmol, das Hotel von Kristof) und langen Autofahrten völlig geschafft. Ich hatte Kopfweh und wollte mich nur noch hinlegen. Aber dann…traf ich Jon und es war Liebe auf den ersten Blick. Jon ist ein kleines Lämmchen gewesen, dessen Mutter bei einem Wolfsangriff (das Leben ist rau in den Bergen) ums Leben kam und das nun von der lieben Wirtsfamilie aufgezogen wurde. Es liess sich begeistert streicheln, war weiß, wollig und niedlich. Und das Ende jedes Lammfilets in meinem Leben, ich habe seit der Begegnung meinen Fleischkonsum radikal eingeschränkt. Es ist erstaunlich, was manche Begegnungen mit echter Natur in einem auslösen können.

Die Hüttenwirtin war unglaublich freundlich und  hat bei mir eine spontane Massagesession gegen das Kopfweh eingelegt. Das hat wunderbar geholfen. Magische Hände!  So hatte ich noch Energie mit der lieben Ursula und Sigrid in den heißen Badezuber vor der Hütte zu hüpfen und den Nachthimmel zu genießen. Und eine Hütte in Slowenien wäre keine gute Hütte, wenn es dort nicht wunderbares, deftiges Essen im Übermass gäbe. Hausgemachte Butter, saftiges Gulasch, die obligatorische Speckplatte und Sauerkrautvarianten.

Ganz Slowenien im Blick

Am nächsten Morgen fuhren wir vor dem Frühstück los, um auf den Berggipfel zu gelangen, dort sieht man ganz Slowenien vor sich ausgebreitet. Vorbei ging es an vielen anderen Hotels und  Liften, das Skigebiet auf dem Krvavec ist riesig! Nach 15 Minuten waren wir da und die Aussicht war atemberaubend. Vom Meer bis zum höchsten Berg des Landes hatten wir den Rundumblick. Die Städte wie Lublijana in der Ebene konnten wir in der Ferne erahnen. Ein kleines Land, aber groß an Erlebnissen und Sehenswürdigkeiten. Tief bewegt genossen wir den Blick bevor es zum Frühstück ging, und dann wieder mit dem Flixbus nach Hause. Leider. Aber ich komme ja wieder…

Fazit: ich kann euch Slowenien als Reiseland empfehlen! Wunderschöne Natur, tolle Hotels und Glamping Locations, edle Kurbäder, fantastisches Essen – und das zu sehr moderaten Preisen!

 

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