Erinnert ihr euch an die Urlaube eurer Kindheit?
Neulich las ich etwas zu Urlaub in Feriendörfern in Istrien. Nicht die, zu denen meine Eltern und ich immer fuhren, aber sehr ähnlich. Und es war merkwürdig, als wäre ein Schalter umgelegt worden und hätte im Gehirn eine kleine Tür aufgemacht. Alle Erinnerungen aus den Urlauben der 70er Jahre waren wieder da: der Geruch, bei dem sich warme Pinienwälder, Lavendel, Rosmarin und Lorbeer mit dem Duft des Meeres mischten, die Hitze des Tages und die lauwarmen Nächte, bei denen wir die Sterne und unzählige Glühwürmchen beobachten konnten. Der Steinstrand, bei dem wir immer mit festen Schwimmschuhen in das Meer mussten, um uns vor den fiesen Seeigeln zu schützen, die an allen Steinen lauerten. Das Meer war klar, der Strand sauber und wir waren glücklich. Es waren einfache Urlaube, mit dem Auto an den nächstmöglichen Strand, für uns war das eben Istrien. In eine Feriensiedlung mit kleinen Appartements. Ziel war für viele, brutzelbraun wieder nach Deutschland zu kommen, wir waren Generation Tiroler Nussöl. Ich hab nach den Erinnerungen meiner Seele auch wieder die echten Erinnerungen rausgekramt, die Fotos von den Urlauben der Vergangenheit. Meine Mutter ist nicht drauf, die hat die Bilder gemacht. Die Fotos sind irgendwie random, es ist auch viel verloren gegangen über die Jahrzehnte.
Generation Tiroler Nussöl
Wir hatten keine Handys dabei und es gab einfach auch nur wenige Fotos von uns. Wenn ich die Fotos vom überfüllten Strand und der kleinen Decke in der Sonne ansehe, weiß ich, mein Vater wird es gehasst haben. Aber so war Urlaub eben damals und er machte es gern, seiner Familie zuliebe. Manche seiner kinderlosen Freunde fuhren zu Abenteuerurlauben nach Afghanistan und weiter, nach Indien, um in einem Ashram die Erleuchtung zu finden. Ob er wohl gerne da dabei gewesen wäre? Ich weiß es nicht, ich habe es ihn nie gefragt. Das sind nur so Überlegungen, die ich mir jetzt stelle… Meine Kindheit fand in den 70er Jahren statt. Sie war, in Rückschau, sehr anders als Kindheiten es jetzt zu sein pflegen. Meine Mutter arbeitete nicht, sondern kümmerte sich um den Haushalt und die zwei Kinder, das war einfach so. In unserer Garage stand ein Kleinwagen, ein Simca, und es war nichts Verwerfliches. Mit dem Auto fuhr mein Vater immer los Richtung Süden. Ohne Radio, er mochte „das Gedudel“ nicht. Mir war kurz vor Innsbruck meist schon schlecht und ich übergab mich kurz vor dem Brenner. Und in den Bergen. Und nahe Treviso. Manchmal ist mein Vater durchgefahren, manchmal hat er auch den Staus den Rücken gekehrt und hat eine Nacht in einem kleinen Motel in Italien mit uns übernachtet, um dann am morgen aufzubrechen, ans Meer. Ich erinnere mich an Triest, an das Schloss Miramare, das wie ein Traum an der Küste stand, und ich mir wünschte, ich würde in einem Schloss am Meer leben und nicht in Rosenheim.
Wir mieteten ein Ferienappartement in Istrien, Umag Katoro hieß es, btw heißt es, denn die Anlage existiert noch immer. Es war alles so einfach als Kind. Tagsüber hab ich gelesen, ich weiß auch plötzlich wieder, dass ich mit etwa 9 Jahren den Herrn der Ringe im Urlaub zum ersten Mal durchgelesen hatte und ich seitdem Fantasyfan geblieben bin. Ja, ich war schon damals kein sehr typisches Kind. Ich hab immer viel gelesen, auch am Strand. Auf den meisten Urlaubsbildern bin ich mit Buch zu finden.
Oder ich war bei den karstigen Steinen, Einsiedlerkrebse beobachten. Ich liebte es, zu sehen, wie sie mit ihrem Haus auf dem Rücken herumliefen, ich hab sie auf meine Hand gesetzt und geduldig gewartet, bis sie vorsichtig wieder ihre Fühler ausgestreckt haben und einen Ausweg aus meiner Hand suchten – das kitzelte und ich freute mich über diese winzige Interaktion mit der Natur. Keine Angst, ich habe alle wieder unbeschadet ins Meer gesetzt. (No animals was harmed for this article). Etwas weiter den Strand entlang war der Nudistenstrand – hinter den Felsen mit den besten Krebsbeobachtungsmöglichkeiten. Einmal war ein kühlerer Tag und wir hatten alle Pullover und Hosen an, als wir am Strand spazieren gingen. Die Nudisten trugen auch Pullover. Aber keine Unterteile. Nudistenehre oder sowas, ich fand das damals wahnsinnig befremdlich und sehr komisch.
Cevapcici unter bunten Glühbirnen

Zum Frühstück gab es immer weiße Semmeln, die es in der Ferienanlage zu kaufen gab und die sehr kunstvoll geformt waren, aber, in der Rückschau betrachtet, nicht sehr gesund gewesen sein können – heutige Ernährungsmenschen würden das kopfschüttelnd von sich weisen. Anders als andere Urlauber brachten wir keine Marmeladen oder andere Lebensmittel aus Deutschland mit, sondern vertrauten dem Supermarkts des Gastlands. Wer sich hier im alten Jugoslawien kommunistische Einfachheit erwartete, wurde getäuscht. Das Angebot war nicht riesig, aber durchaus üppig. Es gab einen von mir sehr geliebten Heidelbeerpudding, diverse Marmeladen, Eier, Speck etc. Mehr brauchten wir nicht, abends sind wir in der Anlage essen gegangen. Es gab Cevapcici und Steaks und viele Pommes und ein wenig Gemüse. Komischerweise sind sehr wenige dicke Menschen auf den Fotos meiner Kindheit zu finden, wenn es überhaupt welche gab. Es spielte Musik, wir aßen unter rot-weißen Markisen, bunte Glühbirnen beleuchteten das Szenario und nach dem Essen tanzten einige Paare auf der kleinen Tanzfläche zu fremden, südländischen Klängen, manchmal auch meine Eltern. Für mich war es das Paradies. Die Urlaube gehören zu den glücklicheren Erinnerungen meiner Kindheit, und ich denke, ich werde demnächst wieder mal hinfahren, nach über 48 Jahren. Ich werde das Schloss Miramare besuchen, das jetzt ein Museum ist und mich in einen der kleinen Bungalows einmieten, die Wärme genießen – und im Meer schwimmen und lesen.
Also ich erinnere mich auch noch an die Urlaube als Kind bzw. schon fast als Jugendlicher. An Flugurlaub war nicht zu denken, also ging es mit dem Auto in der Regel nach Österreich ins Salzkammergut. Die Seenlandschaft ist ja berühmt und es musste nicht unbedingt das Meer sein.
Gewohnt in der Regel auf einem Bauernhof oder Pension mit Frühstück. An ein Hotel kann ich mir gar nicht erinnern.
Das Wetter war toll und das Baden im See hat Spaß gemacht.
Ganz stolz war ich als mein Vater verkündete einmal ans Meer zu fahren. Also ging es mit dem Auto nach Italien an den Strand wo sich Deutsche tummelten. Es ging nach Rimini an die Adria. Das war schon was besonderes !
Heute reden meine Enkel von Ibiza, Griechenland, Karibik oder mindestens Mallorca. Österreich z.B. finden sie einfach nur blöd !
Die Zeiten ändern sich
Ist schon irgendwie komisch, oder? Ich fand Österreich nie blöd, sondern immer super!
Die Jugend von heute ist einfach zu verwöhnt auch was die Reiseziele betrifft
Ohja, ich erinnere mich an die Reisen meiner Kindheit. Sie prägen meine Erinnerungen an eine schöne unbeschwerte Kindheit. Wenn Du mal willst, schau hier mal rein: https://www.bambooblog.de/blogparade-meine-reisen-als-kind/
Vielen Dank für Deine Erinnerungen!
Liebe Grüße
Ulrike