Die Zeiten des Billigtourismus sind vorbei – und ich finde es gut
Im letzten Spiegel war ein langer Aufmacher-Artikel, dass der Urlaub immer teurer wird. Die Zeiten des Billigurlaubs sind vorbei. Der Preis für den Türkei-Urlaub verdoppelt, auf Mallorca und anderen Mittelmeer-Strände verwandeln sich Billighotels mit allmorgendlichem Kampf um die Sonnenliegen und Schnitzelbuffet all inclusive in gepflegte Ressorts für eine gehobene Klientel. Denn jetzt wollen auch Millionen Chinesen und Inder die Welt bereisen, Brasilianer und US-Amerikaner kommen auch gern nach Europa. Und diese Landleute geben gern gutes Geld für ihren Urlaub aus. Die wollen was geboten und wir ehemaligen „Reiseweltmeister“ stehen nicht mehr im Fokus. Dorade statt Bratwurst, Bajazzo statt Ballermann. Und ehrlich, ich finde es gut. Ja, ich weiß, gleich kommt: „Oh, wie kannst du nur? Gönnst du ganz normalen Leuten ihren Urlaub nicht?“ Doch, tue ich wohl. Im Gegenteil. Ich finde, die Menschen haben was Besseres verdient, als 14 Tage lang auf einer wackeligen Liege rund um einen fiesen Pool in der Sonne zu kleben, mit schlechtem Essen und billiger Sangria. Ich habe keine Ahnung, wer die Idee aufgebracht hat, so sieht das gute Leben aus. Es stimmt einfach nicht.
Leute haben was Besseres verdient als Liegenreservieren und Sangria im Urlaub

Diese Art Urlaub hat sich einfach überholt und ist nicht mehr zeitgemäß. Was ist das bitte für eine Erholung, sich dumpf auf Mallorca einen Sonnenbrand zu erarbeiten? Wer hat das so mal festgelegt? Ich persönlich finde es nicht erholsam und schon gar nicht wert, seine kostbare Urlaubszeit zu verschwenden. Und auch kostbare Ressourcen. Mich hat es schon immer aufgeregt, wenn jemand nur zum Strandurlaub nach Thailand oder in die Dominikanische Republik geflogen ist, um dann verängstigt und unsicher im Ressort zu hocken, weil die Nachbarin erzählt hat, da „draußen“ würde jeder Urlauber überfallen, von Einheimischen oder von fiesen Darmbakterien im authentischen Essen. Was beides Blödsinn ist – aber diese Einstellung beraubt viele Menschen ihres echten Urlaubs. Vielleicht zwingen die Preiserhöhungen die Leute zum Umdenken – ich würde es ihnen wünschen. Denn es kann nur besser werden.
Wenn es für die Hotels nicht mehr wirtschaftlich ist, so einen Poolnudelurlaub anzubieten, müssen die Deutschen eben mehr dafür ausgeben, wenn sie es unbedingt wollen. Der Markt regelt. Wer jetzt sagt „Das tun wir der Kinder wegen“ – finde ich falsch. Vor allem Kinder sollten im Urlaub die Möglichkeit bekommen, ihren Horizont zu erweitern, neue Länder, neues Essen, neue Menschen kennenlernen. Das, was in den 70ern mal okay war, weil wir es zum einen nicht anders wussten, zum anderen aber noch viele Länder bei weitem nicht so erschlossen waren, darüber sind wir weit hinaus in 2023. Im Internet steht die ganze Welt offen, vielleicht sollte der Urlaub genutzt werden, den Kindern die weite reale Welt zu zeigen – und nicht nur einen Hotelpool?

Was ich deswegen für sinnvoll halten würde: die Sonnensucher entdecken sich eine neue Art Urlaub für sich. Die viel mehr Spaß macht und die gar nicht teuer sein muss. Das gibt es nämlich. Warum nicht nach Vietnam, da kosten zwar die Flüge Geld, aber dafür ist der Urlaub dort unglaublich schön, reich an unvergesslichen Eindrücken? Nur halt weniger pauschal. Weniger rein in den Flieger, aussteigen und abholen lassen und dann 14 Tage im Hotel kleben hin zu ein wenig mehr Abenteuer. Wie wäre es, statt einem internationalen Bettenbunker ein kleines und günstiges, von Einheimischen geführtes Hotel zu buchen? Sowas ist übrigens sehr nachhaltig, nützt dem Land und den Leuten vor Ort. wundervoll gelegen, mit Familienanschluss und alle kommen mit viel mehr Erlebnissen und Erfahrungen zurück? Und sogar ein bisschen weltoffener und mit Rezepten für Chilis und Kochbananen? Ist das nicht das, was Urlaub leisten soll? Weg vom Urlaub hin zum echten Reisen?
Lieber seltener, dafür viel schöner

Andere Alternative: seltener, aber besser als Billigurlaub. Versteht mich nicht miss – ich bin auch kein Krösus, aber wieso nicht lieber nur alle zwei Jahre wegfliegen und diesen Urlaub besonders schön und nachhaltig gestalten? Sich wirklich mal was gönnen? Verwöhnen lassen im Topspa, keine Liege reservieren müssen, weil genug da sind, gutes regionales Essen – das wärs doch? Und im Jahr dazwischen wird eben mal die nähere Umgebung erkundet, Mikroabenteuer an den heimischen Seen oder Wandern. Eine Bootstour auf einem deutschen Fluss. Freunde besuchen in anderen Städten – und die dann bei sich in der eigenen Stadt herumführen? Es gibt nah und fern ganz und gar wundervolle Hotels, die es wert sind, auch mal 300 Euro aufwärts die Nacht zu investieren, viele davon stelle ich euch immer wieder vor. Dort mal ein verlängertes Wochenende relaxen, das bringt vielleicht mehr Erholung, als 14 Tage in der Bettenburg am Teutonengrill.
Ich muss Katrin da leider zustimmen. Lieber selten und dafür schöne Reisen, als diese Billigurlaube. Wir waren jetzt zweimal auf solchen Tripps…NIE NIE wieder sorry. Wir haben jetzt wieder Dänemark ausgewählt, mit Häuschen, Sauna, Pool. Kostet mehr, aber wir haben unsere Ruhe. Dieser Massentourismus, sry, kotzt mich so an. Es ist überall so voll, da muss man dann im Hotel bleiben und sieht nur den Pool. Also lieber weniger Reisen, dafür mehr haben 🙂 Meine persönliche Meinung!
LG
Marcel
Genauso ist das gemeint. Ich würde behaupten, ein nettes Appartement auf einer griechischen Insel kostet so viel wie Massenbunke in Malle und bietet aber viel mehr.
Hallo Katrin, danke für den Blogbeitrag und ich verstehe dich sehr gut, auch wie Du das mit diesem „Billigtourismus“ meinst, du negierst ja nicht die Menschen, die so etwas machen, sondern dass so etwas populär war oder geworden ist – oder zumindest für einige populär und beliebt.
Daher kann ich Ulrikes Kommentar nicht ganz verstehen.
Selbst ich möchte mit meiner Familie in den Urlaub fahren und Dinge erleben, aber auch entspannen können. Auch einige Tage nichts-tun würden dazugehören, nicht aber dieses „Handtuch-Liege-Pool“-Dings, was Du auch in etwas anderer Form erwähnst.
Danke auch für deine anderen Beiträge, werde ich mir in Ruhe lesen und Inspiration holen für unsere Familienreisen-Zukunft.
Liebe Grüße aus Franken,
Alex
“ 14 Tage lang auf einer wackeligen Liege rund um einen fiesen Pool in der Sonne zu kleben, mit schlechtem Essen und billiger Sangria.“ Was hast Du für ein Bild vom „Billigurlaub“? Natürlich ist so ein Urlaub nicht schönund auch wenn er manchmal sehr auffällt, so ist es durchaus eine Minderheit, die so Urlaub macht. Auch ein 2 oder 3 Sterne Hotel kann ein ordentlich Pool haben und insgesamt ordentlich sein. Wenn es dazu noch billig ist, dann ist es gut so! Es muss für alle einen angenehmen Urlaub geben, nicht nur für Besserverdiener.
LG
Ulrike