Schwarzer Adler in Innsbruck: ich schlief bei den Mätressen des Kaisers

Wie ihr im letzten Artikel gelesen habt, bin ich Geschichtsfan. Umso begeisterter war ich als wir im Boutique-Hotel Schwarzer Adler übernachten konnten. Mehr Geschichte geht nicht in Innsbruck. Heute an einem unscheinbaren Platz nahe der Uni gelegen, war das Haus, erbaut im Jahre 1511, vor über 500 Jahren Teil des Hofkomplexes, und zwar ein besonders pikanter. Unten im Haus lagen die Stallungen, aber ab dem ersten Stock ging es hoch her: da waren die Mätressen von Kaiser Maximilian I untergebracht. Er wird hier mehr Zeit verbracht haben als im Schlafgemach der Kaiserin Bianca Maria Sforza, die er nur der Mitgift wegen geheiratet hatte und die er nicht sonderlich schätzte. Zum einen konnte sie nicht schwanger werden, zum anderen war sie ihm, man höre, zu dumm. Es scheint damals ein anderes Frauenbild vorgeherrscht zu haben. Er kassierte das ganze Geld, das ihr Onkel, der Fürst von Mailand, ihr als Mitgift gegeben hatte, gab es für seine Kriege aus und ließ die Gatten regelmäßig mit leerer Kasse in Innsbruck zurück und sie musste schauen, wie sie über die Runden kam. Ob die Mätressen alle intellektuelle Highflyer gewesen waren, ist nicht überliefert. Besser versorgt waren sie auf alle Fälle. Und wer ein wenig mit der Historie dieses Monarchen vertraut ist, dürfte sicher sein, da wohnte mehr als eine Frau.

Verlorene Kronjuwelen und Hotelgespenster

Später wurde das Haus eine Residenz für vornehme Bürger, um 1624 eine sehr edle Unterkunft. 1624 war sogar eine waschechte Prinzenbraut zu Gast. Die polnische Prinzessin Clementina Sobieska wollte ihren Verlobten, den Möchtegernkönig von England, James III, in Italien treffen und möglichst schnell heiraten, denn die britische Regierung tat alles, um diese Heirat zu unterbinden. Sie hatten schon ihre Agenten darauf angesetzt. Deswegen musste die Prinzessin bei Nacht und Nebel aus dem Hotel fliehen und ihre Kronjuwelen erst mal zurücklassen. Aber der Schwarze Adler verstaute das wertvolle Gepäck sicher. Wer also denkt, es ist Stress, einen Koffer am Flughafen zu vergessen – man kann auch seine kompletten Kronjuwelen liegenlassen.

Unser Zimmer im Schwarzen Adler

Freiheitskämpfer im Innsbrucker Hotel

Die Geschichte blieb turbulent – der Adler wurde später ein Versammlungsort für die Freiheitskämpfer um Andreas Hofer. Auf einigen Gemälden im Hotel sind sie noch zu sehen, wie sie verschwörerisch an Tischen sitzen oder sich heroisch den napoleonischen Besatzern entgegenwerfen. Und die Besatzerfranzosen hatten so einen Hass auf die Tiroler Kämpfer, dass sie sogar deren Abbilder auf den Bildern beschossen – davon zeugen noch die Einschusslöcher.

Heute ist der schwarze Adler einfach ein sehr schönes Hotel, unschlagbar nahe an der Innenstadt (300 Meter) und doch weit genug entfernt, um Ruhe zu bieten. Wir bekommen ein Zimmer im ältesten Trakt des Hauses. Durch die unregelmäßigen Wände und Decken merkt man die mittelalterliche Bauweise. Uralte Türen und meterdicke Wände zeugen von anderen Epochen. In den Gängen und Zimmern herrscht immer ein wohlkalkulierter Mix aus alt und neu, das Erbe des Hauses wird immer wieder aufgegriffen, aber es werden keine Abstriche beim Komfort gemacht. Das ist natürlich super. Denn das Haus atmet Geschichte. Manchmal sogar mehr als das. Es soll spuken hier, wenn man den Erzählungen des Personals glaubt  – Elektrogeräte fallen unerklärlicherweise aus, Schatten huschen durch die Gänge. Uns ist leider kein kaiserliches Gespenst begegnet, ich hätte mich gefreut.

So muss ich mich mit einer waschechten Geheimtür begnügen. Die Bücherwand in der Hotelbar öffnet sich nämlich zu einem geheimen Zimmer! Also, wer mal ganz was Privates zu besprechen hat – da ist der richtige Platz dafür…

Schick mit Versace und Swarovski

Heutzutage hat das Hotel neben den regulären Zimmern einige Suiten zu bieten, die früheren Prinzen, Kaisern und Prinzessinnen bestimmt sehr gut gefallen hätten – so wie den Politikern, Scheichs und Stars, die diese Suiten heutzutage buchen. Sie sind ausgestattet von modernen Großmeistern des Prunk, Versace und Swarovski und alles andere als puristisch. Da glitzert und funkelt es, Gold glänzt überall. Und diese Kombination aus Barock und Modern ist dann auch wieder sehr, sehr typisch und passend für den Schwarzen Adler. Die Suiten tragen so klingende Namen wie „Maria Theresia“, „Versace-Suite“ oder „Kaiser Maximilian“.  In der Kaiser-Suite gibt es wirklich viele antike Möbel, für Geschichtsfans ist dieses Zimmer sicher ein Erlebnis! Auf der Dachterrasse – der Ersten in ganz Innsbruck – kann man zu zweit in einer privaten Gondel ein romantisches Candle Light Dinner genießen, der Blick auf die Berge ist von hier gigantisch.

Das Frühstück im historischen Gewölbe

Der Frühstücksraum mit dem wirklich hervorragenden Frühstück liegt im Keller und ist eins der Highlights des Hotels. Im mittelalterlichen Gewölbe, in dem früher die Stallungen untergebracht waren, lässt es sich wunderbar speisen und von vergangenen Zeiten träumen. Wer das Ziegelgewölbe genauer betrachtet, sieht übrigens, dass einige Ziegel mit Holzstücken „gestreckt“ wurden. Ein Steuerbetrug aus alten Zeiten, als man seine Steuern in Naturalien entrichten musste und so sparen konnte. Irgendwie ist nichts neu unter der Sonne. Früher lagen diese Räume ebenerdig, mittlerweile sind sie zum Keller geworden, der Schutt der Jahrhunderte hat sich um das Haus herum angehäuft.

Das Frühstück ist fantastisch, mit vielen warmen Besonderheiten wie Flammkuchen, überbackenem Toast, aber auch eine reiche Auswahl an Obst, ein großes Granola-Buffet und Klassiker wie Eier in allen Ausführungen, Tiroler Schinken, Croissants und frisches Biobrot. Ein Restaurant gibt es derzeit nicht im Hotel, aber, wie gesagt, die Innenstadt ist 300 Meter entfernt und voller kulinarischer Highlights.

Fazit: Der Schwarze Adler in Innsbruck ist das perfekte Hotel für alle, die Spaß an Geschichte haben und trotzdem auf modernen Komfort nicht verzichten möchten. Das unglaublich nette Personal hilft bei allen Fragen weiter. Und – nicht vergessen – einmal die Geheimtür in der Pfiff-Bar ausprobieren! 

Hotel Schwarzer Adler
Kaiserjägerstraße 2,
6020 Innsbruck, Austria
info@deradler.com
T. +43 (0)512 58 71 09

Zum Hotel gehört eine Tiefgarage, wer mit dem Auto anreist, sollte sich vorab im Hotel melden. Ansonsten ist auch der Bahnhof nicht weit entfernt, von München ist Innsbruck in ca 2 Zugstunden erreichbar.

 

Entdecke mehr von HILGERLICIOUS REISEBLOG

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen