Was wir bei Salzburgtrips falsch machen – und wie es richtig geht!

Salzburg ist für mich eine der schönsten Städte der Welt. Eingebettet zwischen drei hohen Hügeln und der Salzach liegt die Stadt mit ihren malerischen Domen und Bürgerhäusern, ihren Gassen und Theatern, Caféhäusern und Restaurants, mondänen Shops und traditionsreichen Märkten. So schön und so besonders, dass die Innenstadt mittlerweile UNESCO Weltkulturerbe ist. In Salzburg merkt man, wie in Venedig, was es ausmacht, wenn eine Stadt fast ausschließlich für Fußgänger reserviert ist. Das ist sofort eine Schippe mehr Lebensqualität. In den Straßen und auf den Plätzen herrscht dennoch reger Verkehr, vor allem vor dem Dom und in der Getreidegasse. Touristen aus aller Welt wandeln auf den Spuren ihrer Helden, Wolfgang Amadeus Mozart oder die Trapp-Familie. („The Sound of Music“ ist witzigerweise ein weltweites Phänomen, das alle kennen und lieben, nur die deutschsprachigen Länder haben davon keine Ahnung), aber kaum verlässt man die Touristenhotspots – oder schaut auch nur genauer hin – ist dahinter das Salzburg für die Salzburger. Und die wissen, wie man gut lebt. In Salzburg gehen 22 Prozent der Bevölkerung regelmäßig zu Konzerten und ins Theater, andernorts sind es nur 5-7 Prozent. In Salzburg und im Salzburger Land gibt es eine große Dichte an Hauben- oder gar Sternerestaurants. Hier gibt es noch Handwerk, das sonst schon fast ausgestorben ist. Netterweise hat mich Salzburg eingeladen, dieses echte Salzburg zu entdecken. Und ich würde euch gerne mitnehmen auf die Reise, die mich tief beeindruckt hat. Wir waren eine Gruppe Blogger über 50. Viele sehr elegante Damen, viele weit gereist – manche spezialisiert auf Luxusreisen, manche nicht. Es war auf viele Arten interessant, Zeit mit ihnen zu verbringen…es hat mir wieder gezeigt, Blogger sind schon ein besonderes Volk.

Salzburg richtig erleben

Der größte Fehler, den wir bayerischen Besucher immer machen: wir sehen Salzburg als Tagesausflug. Dabei entfaltet sich der Charme der Stadt nur, wenn man mindestens eine, besser zwei Nächte bleibt. Nur so kommt man in den Genuss des authentischen Erlebens einer winzigen Weltstadt. Salzburg, das ist für mich lebendiges Rokoko, Luxus und Bodenständigkeit, Modernität und Tradition, Coolness und überkandidelte Operette. Insgesamt wundervoll. Salzburg ist eine einzige Bühne, auf der sich die Salzburger selbst inszenieren – für sich selbst, die staunenden Touristen sind nur Beiwerk. Wer erlebt, die Menschen in perfekten Trachten oder top gekleidet in Cafes sitzen, ihr Frühstück geniessen oder am Markt ein Glaserl trinken und regionales Obst oder Gemüse kaufen, spürt man, dass hier der Weltuntergang noch ein bisserl weiter weg ist als anderswo. Es ist ein Ausdruck von Qualitätsbewußtsein, dass die Salzburger ganz selbstverständlich ihre Gürtel oder (massgefertigten) Schuhe vom Fachmann reparieren lassen, einen handgemachten Schirm nach eigenen Wünschen herstellen lassen oder bis zu 3000 Euro für ein edles Küchenmesser ausgeben, im Bewusstsein, dass das eine Anschaffung für Generationen ist. Diesem Geist muss man nachspüren. Das bedeutet, die kleinen Geschäfte zu entdecken, sich auch ins Traditionscafe Tomaselli auf die Terrasse zu setzen oder einmal die original-originalen Salzburger Mozartkugeln von Confiserie Fürst probieren. (die Echten sind in die im blau-silbernem Gewand und werden handgemacht. Eine davon ist köstlich, aber viel mächtiger und sättigender als die Kopien)

5 Sterne Service im Hotel zum Goldenen Hirschen

Für mich sind 5 Sterne Hotels keine Selbstverständlichkeit, im Gegenteil. Ich kann die Besuche in so einem edlen Etablissement an einer Hand abzählen. Aber ich muss sagen, ich könnte mich daran gewöhnen. Der Goldene Hirsch ist eins der großen Traditionshäuser mitten in Salzburg, direkt an der Hauptschlagader Getreidegasse. Das Festspielhaus ist nur ein paar Meter entfernt, so wird das Haus ab Mitte Juli zur Heimat der prominenten Gäste. Die ehemalige Begum sitzt im Foyer, Gabi Dohm schaut vorbei…aber alle tun so, als ob man niemanden erkennt. Das wäre nicht passend. Das Hotel zum Goldenen Hirsch wurde gerade frisch renoviert. Wir waren praktisch die erste Fuhre Besucher, die zum Neustart das Haus besuchen durfte. Der Stil ist traditionell geblieben, leicht bäuerlich, aber mit historischen Antiquitäten in allen Zimmern und im ganzen Haus überaus edel gestaltet. Wunderschön. Aber was mich noch mehr umgehauen hat als das historische Gebäude, das tolle Frühstücksbuffet oder die edlen Bäder, die mit Luxusklos und Kosmetik von Byredo ausgestattet sind: das war der Service der Angestellten. Extrem freundlich und ernst gemeint herzlich, überaus kompetent und zuvorkommend. Der Herr Franz vom Frühstück erinnerte sich, welchen Grüntee ich mag und wie ich das Omelett möchte, die netten Herren von der Rezeption kümmern sich um alles – so toll! An der Bar gibt es einen ganz besondere Cocktail, genannt „Susanne“ (nach einem Stammgast) – der Hauscocktail, der zum Goldenen Hirschen einfach dazugehört. Allein dafür lohnt es sich, in Salzburg zu übernachten. Auch wenn man aus München ist. Und es ist ein unglaubliches Gefühl, am Morgen fast allein auf der Getreidegasse zu stehen.

Salzburger Festspiele für alle

Wer es noch nicht weiß: auch wenn Karten für die Festspiele ungefähr so schwierig zu bekommen sind wie für Bayreuth, lohnt dennoch der Besuch zur Festspielzeit. Denn am Wochenende vor der Eröffnung findet ein richtiges Festival rund ums Festival und auch der traditionelle Fackeltanz statt. Da werfen sich die Salzburger in ihre schönsten Trachten und bewundern Trachtengruppen aus dem Umland, die über den Domplatz paradieren. Den krönenden Abschluss, wenn es dann ganz dunkel geworden ist, bildet der Tanz: Paare tanzen in ganz bestimmten geometrischen Mustern mit ihren Fackeln rund um den gigantischen Barockbrunnen vor dem Dom – vor allem von oben besehen ergibt das ein wunderschönes Bild.

Der Fackeltanz auf dem Domplatz von oben

Aber nicht nur der Tanz ist eine Augenweide, am nächsten Tag gibt es viele, viele Möglichkeiten, Festspielathmosphäre zu erspüren, auch ohne Geld. Es gibt Lesungen, Poetry Slams, Konzerte auf allen Plätzen, Kleinkunst und natürlich überall die Promis und Schauspieler, die in der Stadt ihre eigene Inszenierung aufführen.

Für alle Veranstaltungen des Fests zur Festspieleröffnung gilt freier Eintritt. Für Programmpunkte im Inneren werden kostenlose Zählkarten ausgegeben. Diese erhalten Sie an der Tageskasse der Salzburger Festspiele in der Hofstallgasse 1. Da am besten anrufen und fragen, wann die Karten ausgegeben werden – und dann fix sein. Restkarten werden direkt vor Beginn verteilt. Tipp: Die Zählkarten gelten auch als Fahrschein für den Stadtbus!

Klar hatte ich auch mein Amseldirndl zum Fackeltanz an

Wir haben in diesem Rahmen eine Lesung von Mavie Hörbiger besuchen dürfen (unsere Zählkarten hat netterweise das Salzburger Fremdenverkehrsamt organisiert), die Schauspielerin las eine sehr traurige Geschichte über Buffalo Bill, Sitting Bull und diverse Indianermassaker. Am Ende der Lesung, so versprach Mavie Hörbiger, würde man deren Sinn verstehen. Ich muss gestehen, dass das bei mir nicht der Fall war und die Lesung hat mich sehr berührt, aber auch etwas deprimiert. Vielleicht bin ich oberflächlich, aber inmitten all der Schönheit hatte ich keine Lust aufs Traurigsein. Deswegen bin ich danach schnell auf die andere Seite der Salzach, zum Marionettentheater.

Und dieses Theater gehört zum Schönsten und Magischten, was Salzburg zu bieten hat. Denn unfassbar aufwändig und liebevoll gestaltete Marionetten führen hier keine Kasperlestücke für Kinder auf, sondern Ballett oder Mozartopern, Hoffmanns Erzählungen oder – für die Touris aus Übersee – den Sound of Music. Es ist verrückt, aber nach ein paar Minuten vergisst man, dass man Puppen auf der Bühne sieht. Als Teenager war ich so begeistert, dass ich eigentlich Puppenspielerin werden wollte. Das ist 35 Jahre her – aber der Zauber ist noch nicht verflogen. Auch dafür braucht man Zeit, auch das passt selten in einen Tagesausflug. Aber unbedingt einmal besuchen, es gehört zum Zauberhaftesten, das ich kenne. Hinterher ein Spaziergang durch den Mirabellgarten und ein Eistee im Carpe Diem und das Leben ist wunderschön.

In kommenden Artikeln werde ich euch mitnehmen zum Shopping und in diverse Restaurants in Salzburg. Es kann ein paar Tage dauern – Ich bin ja gerade in Thailand und bin froh, schon einiges vorgeschrieben zu haben.