Streklhof und Kärtner Seenland: Eine Zeitreise in die Kindheit

Vorletzte Woche habe ich über das wunderschöne Berghotel Pacheiner geschrieben, ich war fast ein wenig traurig, als es nach nur einer Nacht Aufenthalt zurück ins Tal ging. Aber es wartete ja schon das nächste Hotel auf uns. Etwas völlig anderes. Das Pacheiner war mit Sternwarte und seiner kühnen Architektur sehr modern, im Tal dagegen ging es mit dem Streklhof in einer Zeitreise zurück in die 50er. In eine Zeit der Sommerfrische, eine heile Welt, in der man Filterkaffee und Buttercremetorte genoß und alle das Gefühl hatten, es würde alles immer besser werden. Genau das Gefühl stellte sich bei mir sofort ein, als wir am idyllischen Streklhof mit seiner wirklich atemberaubenden Aussicht ankamen. Die Sonne strahlte, glückliche Menschen saßen unter Kirschbäumen, Kinder spielten auf der Wiese oder plantschten im Pool.  Ich erwartete eigentlich, dass jeden Moment Peter Alexander als singender Oberkellner um die Ecke biegt und alle Gäste um mich herum in einen Chor einstimmen.

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auf der Schaukel im Garten

Es ist wunderschön dort: Sonnenschein, Geranien, Schirmchen, moderne Hollywoodschaukeln und ein Pool – das Familienhotel liegt etwas außerhalb der mondänen Gemeinde Velden am schönen Wörthersee. Nah genug, um das Flair des Ortes zu erleben, aber weit genug weg, um nicht zwingend dabei zu sein beim High Society Zirkus. Das Hotel ist ein Familienbetrieb und wird nach und nach erweitert und behutsam renoviert – der Charakter und der besondere Service, sich um jeden Gast zu kümmern, soll nicht verloren gehen. Der Pool ist ungeheizt und war noch etwas frisch – das dürfte sich mittlerweile erledigt haben. Anders als oben auf dem Berg ist man am Wörthersee schon fast in Italien mit den Temperaturen. Die Zimmer haben Blick auf den Garten und die Kärnter Landschaft, die sich dahinter bis zum bergigen Horizont erstreckt – Traumhaft! Wir aßen abends auf der Terrasse, es gab Vorspeisen vom Buffet, als Hauptgericht hat man die Wahl zwischen diversen Spezialitäten, Vegetarisches war auch dabei. Tafelspitz, Kasnudln, Gulasch – gutbürgerliche Küche, aber alles exzellent zubereitet. Der Kaiserschmarrn zum Nachtisch war die Krönung. Pappsatt und müde vom langen Tag ging ich ins Bett und schlief in der Ruhe sofort ein.

Mit dem E-Bike durchs Idyll

Am kommenden Tag stand eine E-Bike-Tour durch die Seenlandschaft rund um den Wörthersee an. Denn rund um den großen See gibt es viele Kleine. Den Keutschachersee oder Hafnersee etwa. Überall kleine Campingplätze. Und der Eindruck der Zeitreise vertiefte sich. Die Orte heißen St. Katrein, St Margareten oder St. Anna, ein Cafe weißes Rößl gibt es auch. Bunte Sonnenschirmchen, Eisbecher mit Schirmchen, glückliche Menschen im Rasen an den gepflegten Seen. Rund um die Campingplätze wachsen Rosenhecken und Geranien. Auf den Seen blühen Seerosen und alles schwirrt vor Libellen. Allerdings – man muss ein Strandbad besuchen, die meisten Zugänge zu den Seen sind Privatgrund, nur ab und an zeigt uns der kundige Fahrradguide einen öffentlichen Steg.

Ich bin völlig begeistert von der Radtour, mal auf kleinen Landstrassen, mal auf unbefestigten Waldwegen. Die Räder kann man sich übrigens beim Fremdenverkehrsamt in Velden mieten, dort werden geführte Touren wie die unsere angeboten. Unbedingt mitmachen. Allerdings bin ich sehr froh, dass wir mit dem E-Bike durch die Landschaft sausen – da geht es teilweise steil bergauf. (und bergab) Zurück am Ufer des Wörthersees fahren wir an vielen, vielen Milliarden Euro vorbei. Gigantische Villen liegen gut versteckt hinter ihren Hecken. Die berühmteste Bewohnerin dort ist die Milliardenerbin des Flickvermögens. Reiche wissen eben, wo es schön ist! Im Ort fahren wir am Hotel vorbei, dass dem „Schloss am Wörthersee“ als Kulisse diente und davor eine leider wirklich häßliche Büste von Kultdarsteller Roy Black. Ich wußte gar nicht, dass der Bildhauer, der die Ronaldo-Büste geschaffen hat, noch Folgeaufträge bekommen hat…

Wir kommen rechtzeitig ins Hotel, der Wellnessstadel macht um 16 Uhr auf. Und der ist neu und ganz modern, extrem edel. Drei Saunen, Infrarot, wunderbare Ruheräume und Tee und Saft, soviel man mag. Sehr schön gemütlich sind die „Separees“ – eine Liegefläche, bei der man die Vorhänge um sich herum zuziehen kann. Mache ich und schlafe postwendend ein.  Das denke ich mir für Eltern sehr entspannend, während die Kiddies draußen toben, wird hier kurz eine wohlverdiente Auszeit genommen.

Am kommenden Tag bleiben die anderen Journalisten für eine kleine Wanderung, ich nehme den Zug zurück nach München. In vier Stunden ist man aus Velden wieder daheim. Aber auch die Zugfahrt im IC, der wie Jim Knopfs Lokomotive an Berghängen entlang zu balancieren scheint, ist eine Schau und bietet atemberaubende Ausblicke. Es ist eine nachhaltige Form des Reisens, die ich immer mehr schätze. Ich muss nicht zwingend 12 Stunden und mehr fliegen, um mich zu erholen, schöne Landschaften und Ortschaften zu finden, Wellness und gutes Essen zu genießen und einen tollen Badeurlaub zu haben – mit oder ohne Kinder. Kärnten bietet viel – ich habe das fest eingeplant, wenn es demnächst wieder nach Italien geht. Ein paar Tage werden wir hier verbringen (schliesslich möchte ich auch den Boutiquen in Velden einen Besuch abstatten, dazu war leider keine Gelegenheit .))

Mein Fazit: der Streklhof bietet Familien eine wunderbare Idylle. Kinder können dort mit Katzen spielen, es gibt einen Pool und viele Ausflugsmöglichkeiten, zu den Seen, in die Berge oder auf den Aussichtsturm auf der Pyramidenkogel, von wo die längste Gebäuderutsche Europas nach unten führt (fix eingeplant, ich liebe Rutschen). Für alle Leute, die das Flair der 50er erleben wollen, ist diese Region perfekt – und von München aus sehr einfach mit der Bahn zu erreichen.