Streuobstwiesen, Flower Festivals und Wiesenmonate – Blütentraumreisen

Für mich gibt es keine schönere Jahreszeit als den Frühling, wenn die Bäume blühen und langsam Grün werden, das Gras voller Blumen ist und einem warme Südwinde die Nase kitzeln. Zum ersten mal wieder mit T-Shirt raus, dieser Tag wird bei mir rot im Kalender markiert. Im Garten meiner Eltern gab es Zierkirschen, die im Frühling mit einer rosa Pracht aufboten, die mir jedes Jahr den Atem verschlagen hat. Im Garten meiner Großmutter wuchs ein Apfelbaum, da stand im Sommer meine Wiege darunter und meiner erste Erinnerung war das Grün der Blätter und die weißen Blüten – ich liebe diesen Baum seitdem unendlich. Ab und an sitze ich noch darunter, wenn ich meine Tante besuche. Und irgendwann will ich da mit meinem jetzigen Freund als altes Paar sitzen, auf unserem Bankerl vor dem Haus.

Photo by Bagus Pangestu on Pexels.com

Überall auf der Welt lieben die Menschen ihre Blüten und Bäume, bereits im Januar und Februar, wenn bei uns noch tiefer Winter herrscht, blühen die Mandelbäume in Sizilien. Es gibt kaum etwas Schöneres als die rosa Bäumchen vor dem knallblauen Himmel und dem Schwarz-Weiss des ewig rauchenden Ätna. In Japan ist das Kirschblütenfest Hanami jedes Jahr von Januar bis März ein Highlight, Milliarden Sakura-Blüten bezaubern die Besucher. Die Briten haben im Sommer die Chelsea Flower Show, bei der sogar die königliche Familie mitmischt und in Holland ist die Tulpenblüte im Frühjahr ein Ereignis, das jeder Mensch mal gesehen haben sollte. Von Ende März bis Mai sind die Felder dort ein einziges Farbenmeer, das sich van Gogh nicht besser hätte erträumen lassen.

Bei uns in den Alpen fangen jetzt die Bäume das Blühen an, besonders berühmt ist die Apfelblüte in Südtirol, rund um Orte wie Bozen und Meran. Aber auch hier in Oberbayern kann man im April die Schönheit es Frühlings erleben und erspüren.

Bayerische Streuobstwiesen im Landkreis Rosenheim

Bayerisches Wirtshaus im Sommer in Bad Feilnbach Das fantastische Wirtshaus Pfeiffenthaler in Bad Feilnbach

Hier ein Tipp aus meiner Heimat, Rosenheim: eine Radtour von Feilnbach nach Erding. 76 Kilometer durchs schönste Oberbayern. Feilnbach am Fuße des Wendelsteins ist das einzige Obstanbaugebiet Deutschlands mit rein ökologischem Hintergrund. Die rund 25.000 Obstbäume wachsen größtenteils auf Streuobstwiesen und die Verarbeitung ihrer schmackhaften Früchte – überwiegend Äpfel – kann oftmals live mitverfolgt werden. In Feilnbach kann ich persönlich den wunderbaren Gasthof Pfeiffenthaler empfehlen, ich war schon oft mit meiner Tante dort zu Gast im lauschigen Wirtsgarten und habe hausgemachte Spezialitäten genossen. Der Pfeiffenthaler hat übrigens auch einen Shop für selbstgemachte Saucen, Gewürzen und Marmelade (meist aus Äpfeln). Da lohnt ein Mitbringsel. Jeden Herbst ist der Apfelmarkt in Feilnbach ein Besuchermagnet, da sind die Strassen im Umkreis von einem Kilometer zugeparkt.

Mit über 120 Brennereirechten, über die der Ort verfügt, entstehen hier vielfältige Spirituosen. Köstlicher Most wartet auf dem Meisterhof Seebacher, bestes Apfelbrot in der Imkerei Irner. Auch in Rohrdorf dreht sich die Welt um den Apfel von der Streuobstwiese. Edle Produkte sind dort zum Beispiel der „Geiginger Apfelbrand“ oder der „Geiginger Stadllikör“ aus der Hofbrennerei beim Graz’n. Finales Idyll der 76 Kilometer langen Fahrradtour ist das Obere Isental. Neben einer Vielzahl traditionsbewusster Gasthöfe laden die Verkostungspavillons der beiden ortsansässigen Brennereien Pointner und Franzl zur Einkehr ein.

Zum Anbeißen schön – ein Ausflug in den Lallinger Winkel

Im „Obstkorb des Bayerischen Waldes“, wie der Lallinger Winkel auch genannt wird, werden 25 verschiedene alte Apfelsorten, Birnen, Zwetschgen und Pfirsiche angebaut. Die meisten Bauern setzen hier auf den traditionellen Streuobstanbau, um im Herbst aromatische, ungespritzte Früchte zu ernten. Meist werden die daraus entstehenden Marmeladen, Chutneys, Mostsorten und Säfte direkt auf den Höfen verkauft. Der staatlich anerkannte Erholungsort Lalling ist ein 162 Quadratkilometer großes Hochtal im niederbayerischen Landkreis Deggendorf mit einem ganz besonderen Erholungsort: Im Feng Shui Kurpark schlendern Naturfreunde über Wildkräuter- und Streuobstwiesen, schreiten den Organ- und Chakraweg entlang und gelangen zum See in Form einer Acht. Seine Stege markieren die Yin- und Yangpunkte. Eine weitere Besonderheit der Region ist der „Vogelwuide“: Der extravagante Strudel mit einer karamellisierten Apfel-Walnuss-Füllung hat bereits einen großen Apfelstrudelwettbewerb im Bayerischen Rundfunk gewonnen.

Mehr rund um Bayerisches Streuobst, viele Tipps und Rezepte findet ihr hier

Bunte Blumen in einem Park in Meran Ein Blumenbeet an der Promenade von Meran

Merano Flower Festival goes Tropical!

Tropical! So lautet das diesjährige Motto des Flower Festivals in Meran, das vom 28.4. bis 1. 5. stattfindet. Letztes Jahr habe ich schon über die fantastischen Gärten dieser kleinen Kurstadt berichtet, welcher Ort würde sich also besser für ein Blumenfestival eignen?

Springbrunnen in Meran Die Promenade von Meran hat viele Springbrunnen

RARITÄTEN IM KULTURELLEN ÖKOSYSTEM GARTEN 
Das Festival ist ein Paradies für Blumenliebhaber und Hobbygärtner. Neben Informationen, Tipps und Wissen gibt es Hunderte von raren Schönheiten zum Mit-nach-Hause-Nehmen, die ansonsten nicht auf Märkten angeboten werden. Lavendel und Zitruspflanzen verschiedener Sorten, tropische Schönheiten wie Tillandsien, eine reiche Auswahl an Sukkulenten und Kakteen. Nicht zu vergessen sind die 15 verschiedenen Sorten der Expertin per se für blühende Zäune und Mauern: die Glyzinie. Diese Auswahl ist Mariano Mariani, Italiens vielleicht berühmtesten Gärtner, zu verdanken. Auch er bereichert bereits zum wiederholten Male das Festival. Der Spezialist für Schattengewächse und Farne, der sich seit 1994 mit seinem Garten Central Park einen über Italien hinausgehenden Namen gemacht hat, sagt: „Ein Garten ist ein kulturelles Ökosystem, das Musik, Kunst und Philosophie gleichermaßen berührt.“ Besonders beliebt ist die kostenlose Samentauschbörse Seedcrossing, mit der lokale und uralte Sorten erhalten werden sollen.

MENSCHEN MIT ERFAHRUNG: 200 JAHRE GESAMMELTES WISSEN
Ein anderer großer Gärtner Italiens, Carlo Pagani, Züchter alter Rosensorten, Kenner alter Obstsorten und allgemein als Maestro Giardiniere bekannt, stellt ebenso sein Wissen in Vorträgen und einer einzigartigen Führung durch die Parks und Promenaden der Kurstadt während des Flower Festivals zur Verfügung.

Juni Bluama Zeit in Tirol

Ich liebe die Bergwiesen. Wer im Juni ins Tiroler Oberland reist, der blüht garantiert auf. Dann ist wieder „Juni.Bluama.Zeit“ und die Zeit des Wiesenmonats 2023 angesagt. In dieser farbenprächtigen Zeitspanne heißt es, den Urlaubern und Interessierten die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Schönheit der Wiesen und Kräuter in den Alpen näherzubringen. Und das mit vielen tollen Aktionen: von Führungen und Wanderungen bis zu Kochkursen und Workshops.

Blühende Wiesen mit ihren oft heilsamen Wildkräutern und Blumen sehen nicht nur wunderschön aus, sie haben auch großen Nutzen für Mensch und Klima. Wiesen sind wertvoller Lebensraum für Insekten und andere Tiere, reinigen unser Trinkwasser und binden große Menge von Kohlendioxid. Sie zu erhalten und sorgsam mit ihnen umzugehen, geht jeden etwas an. Genau das setzt die Idee des „Wiesenmonats“ an. Einen ganzen Monat lang wird fast täglich ein abwechslungsreiches und spannendes Programm angeboten, bei dem das Wissen von Einheimischen, Produzenten, Landwirten und ausgebildeten Pädagogen an Urlauber und Interessierte weitergeben gegeben wird.

Workshops, Kräuter-Spaziergänge und Verkostungen
Auf den Wiesen des Tiroler Oberlands ist jede Menge zu entdecken. Allein die Namen sind spektakulär: So wächst hier der Stinkende Storchenschnabel, das Taubenkropf-Leimkraut, Wolfsmilch, Besenheide und Zittergras sowie die Graue Wimpernflechte. Nicht zu vergessen das weiche, haarige Mausohr-Habichtskraut.
All diese Pflanzen sind im Wiesenmonat 2023 zu entdecken – und noch viel mehr. Das Programm ist pickepackevoll mit spannenden Aktionen: Es gibt Insekten- und Pflanzenbestimmungen, Kräuterwanderungen, Gartenführungen mit erfahrenen Pädagogen, dazu Führungen in regionalen Betrieben mit Imkern und Produzenten. Landwirte berichten über ihre alltägliche Arbeit.

Kräutertopfen mit frischesten Zutaten aus den Tiroler Alpenwiesen

Wiesenfest und Wiesenkino
Wer so viel Wissenswertes über die Natur tagsüber aufgesogen hat, der darf natürlich auch das Feiern nicht vergessen. Ein Höhepunkt des Wiesenmonats ist das Wiesenfest: Mit zahlreichen Ständen, wo es regionale Produkte zu erwerben oder zu verkosten gibt, Live-Musik und einem bunten Programm für Kinder. Das Wiesenfest wurde diesmal erstmalig als „GREEN EVENT TIROL basic“ eingereicht. Green Events sind Veranstaltungen, die ökologische, soziale, ökonomische und kulturelle Nachhaltigkeit berücksichtigen.
Neben dem Fest gibt es auch wieder stimmungsvolle Wiesenkinos in Zusammenarbeit mit dem „International Nature Film Festival“: Naturnahe Filme, die man gemütlich auf Heuballen – inmitten der Frühlingswiesen – auf ganz besondere Art und Weise genießen kann. Am 16. Juni in Ried und am 23. Juni in Pfunds.

Weitere Informationen unter: www.tiroler-oberland.com