Teil 3: thailändische Gartenzwerge, Hühnerhotels und Regenzeit in Ranong

Plastiktiere in Ranong, Thailand

Mit dem Bus reisen wir von Khanom nach Ranong und sind ein weiteres Mal beeindruckt von der Effizienz des thailändischen öffentlichen Verkehrs. Ranong ist auch einer dieser Orte, die ein wenig ab vom Schuss sind, was die allgemeinen Reiserouten der Thailand-Touristen anbelangt. Meist ist der Ort Durchgangsstation für alle Reisenden, die weiter auf die neuen Trendinseln Koh Phayam und Koh Chang (nicht zu verwechseln mit Koh Chang im Golf) wollen. Auch für uns sind die Inseln das eigentliche Ziel, aber irgendwie finden wir Ranong so cool, dass wir länger bleiben als eine Nacht. Da ist zum einen das Hotel, das „Farmhouse“ in Ranong (311/1 Ruengraj Road | Kaoniwet SubdistrictRanong 85000, Thailand)– das Hotel hat ein Hühnerthema. Jawohl. Hühner. Das heißt, es stehen überall Hühner herum, geschnitzt aus Holz, Jade, aus Ton oder Kristall, die Decke sind mit Eierkartons abgeklebt, als Teppich auf den Gängen ist Rollrasen ausgelegt. Und im Zimmer gibt es keine Schokolade, sondern Begrüßungseier. Das Ganze geht soweit, dass auch die Nottreppen mit Hühnern ausgeschildert sind! Nur der Pool ist seltsamerweise Hühner-frei, aber sehr schön. Nicht zu vergessen: Das Hotel hat eines der besten Frühstücksbuffets, die ich je erlebt habe. Thaicurries, Thaireissuppe, diverse Dim Sum, westliches Frühstück mit Eiern (wie könnte es anders sein?) Pancakes, Saft, Kuchen, Bratnudeln… es ist ein Fest! Der Frühstücksraum zeigt übrigens, dass die Instagramisierung der Architektur auch bereits die hintersten Winkel von Thailand erreicht hat: das Hotelrestaurant ist wunderschön eingerichtet mit Kreidetafeln, einem vergoldeten Hirschgeweih etc.

Es ist gerade Regenzeit – und es regnet wirklich viel. Die Häuser sind oft ganz bemoost, zwischen modernen Thaiplattenbauten schimmern unter dem Moos die Reste der portugiesischen Kolonialarchitektur. Dazwischen überall irrwitzige Verkabelungen. Es hat was Malerisches, genauso wie die Märkte und wunderbaren Nudelstationen der Stadt. Hier bekomme ich für 80 Cent einen fantastische Suppe, teuer dagegen sind die Eisbecher aus Shaved Ice. Da werden fast fünf Euro fällig, das ist für Thaiverhältnisse enorm! Das Eis ist geraspelt und mit diversen Saucen, Sahne und Früchten aromatisiert. So wie das Originaleis, das sich schon vor 2000 Jahren Kaiser Nero servieren ließ. Shaved Ice ist überall in Asien beliebt, aber bei uns fast unbekannt.

So richtige Sehenswürdigkeiten hat Ranong City nicht – es gibt Thermalquellen außerhalb der Stadt, ein paar Tempel, aber nichts Weltbewegendes. Man könnte auch für einen Tag nach Burma, aber es regnet so, dass wir uns die Ausflüge schenken. Dafür erleben wir in der Stadt das echte Thailand, wir gehen viel spazieren und finden sogar ein Gartencenter, das all die schrägen Figürchen verkauft, die wir in allen Gärten sehen – die thailändische Variation von Gartenzwergen – sehr bunt, sehr lustig. Überhaupt sind überall in Ranong so komische Figuren aufgestellt – ob das eine Sitte ist, weiß ich nicht. Das ist das Tolle an langen Reisen – wir können uns Zeit lassen, auch mal einen Tag vertrödeln und eine Stadt auf uns wirken lassen. Das tut der Seele gut und auch unserer Beziehung. Schließlich ist die Reise dazu gedacht, auszuloten, ob das klappt mit dem Zusammenleben…

Oder wir essen bei J&T (267 Rouengrat RoadRanong 85000, Thailand), einem Toplokal in Ranong. Vorsicht scharf. Überhaupt: wer westliche Küche sucht, wird sich hier schwertun. Angeblich serviert das Farmhouse am Abend westliche Küche, aber wir haben das nicht getestet, Thai schmeckt einfach besser. Von Ranong fahren wir mit dem Slow Boat dann doch irgendwann mal Richtung Koh Phayam. Anders als das sonst beliebte Speedboat hält das Slow Boat an einer malerisch heruntergekommenen Hafenmole, ein kleines TukTuk bringt uns hin. Das Boot wird beladen mit Essen, etc – was die Bewohner der Inseln halt brauchen. Außer einer thailändischen Familie sind wir die einzigen Gäste an Bord des Seelenverkäufers. Aber uns gefällt es, wir schippern langsam zwischen der thailändischen und burmesischen Küste entlang, durch gigantische Regenschauer, die ahnen lassen – so sonnig wie auf der Golfseite wird es nicht werden.  Das ist leider war, und deswegen ist die Insel auch so gut wie leer, viele Ressorts werden renoviert in dieser Zeit und nur wenige Lokale oder Massagesalons haben geöffnet. Wir fahren mit einem gemieteten Moped durch die Urwälder, auf ungesicherten Strassen, die sich manchmal in Schlammwüsten verwandeln, vorbei an Stränden, kleinen Dörfern oder einem Tempel auf einer Mole am Meer. Doch auch diese Insel ist fantastisch, mit Hornvögeln, Seeadlern, Hippielokalen und -Bars, die ahnen lassen, wie traumhaft der Urlaub in der Hauptsaison Dezember/Januar sein muss….wir kommen wieder.

Nach drei Tagen Dauerregen reicht es uns aber, wir machen uns auf den Weg nach Chumpon, um von dort den Nachtzug nach Bangkok zu bekommen. Wir haben ein Zweierabteil gebucht, Schlafwagen. Am Abend geht es los, am Morgen kommt man an in Thailands Hauptstadt, unserem nächsten Ziel.