Nichts bereuen, nichts aufschieben, denn: die beste Zeit ist immer jetzt

Ich weiß nicht, wie oft ich das gelesen oder gehört habe. Angeblich gibt es es für alles ein perfektes Alter. Das gilt für junge Leute genauso für uns alte Schachteln. immer gibt es  was, was wir noch nicht oder nicht mehr tun können oder sollen. Wenn man verrückte Mode ausprobieren will, muss man das vor 20 tun, weil hinterher ist man da zu alt dazu. Die besten Männer sind mit 30 alle vergeben, wer später einen sucht, hat Pech gehabt. Lange Haare, kurze Röcke, das geht nur bis Ende 30. Wer Karriere machen will, muss das bis Mitte 30 geschafft haben. Kinder gehen auch nur bis maximal 40, wobei das sogar Sinn macht, denn sonst macht einem die Biologie einen Strich durch die Rechnung. So richtig leben, die Seele baumeln lassen und lange reisen, das geht natürlich nur, wenn man ganz jung oder ganz alt ist. Über 50 findet man keinen Job mehr und einen Mann schon gar nicht, weil „alle Männer über 50 suchen eine Freundin bis maximal Mitte 30“. Aha. Instagram TikTok sind auch dabei und shamen ältere User: „Was hast du denn hier zu suchen? Wieso nutzt du unsere Meme?“ Ich höre auch oft von Mitte 20jährigen, dass sie nun zu alt für Clubs seien. Ich meine, in dem Alter hab ich mit Clubs erst so richtig angefangen. Die sind alle so vernünftig heutzutage. Bitte, seid es nicht. Ihr nehmt euch so viel.

Alle Vorurteile über Zeit und Alter sind falsch

Ich bin jetzt über 50, sogar weit über 55 und kann sagen: alles, einfach alles ist falsch. Weder ist es eine Verzweiflungstat, mit Ü30 einen Mann zu finden, noch ist es ein Ding der Unmöglichkeit, nach 50 Karrieretechnisch noch mal durch zu starten. Das sollte einem eigentlich der gesunde Menschenverstand verraten. Natürlich gibt es Sachen, die etwas komplizierter werden, aber noch lange nicht unmöglich. Was Sachen unmöglich macht, sind die Bilder im Kopf. Wer überzeugt ist, dass es sich nicht mehr lohnt, über 50 nach einem optimalen Job zu fahnden, der oder die wird es nicht mehr tun. Wer sich mit Ü50 noch bei Tinder oder Parship melden will, die Chancen stehen nicht schlecht. Und dazu muss man nicht mal aussehen wie Cindy Crawford. Wie wir beim „First Date“ im TV sehen: Atmen reicht schon oft. Da kommen wir zu den Dingen, die wir nicht mehr tun müssen. Das finde ich übrigens auch sehr entspannend. Ich muss mit Ü50 nicht mehr aussehen wie GNTM- Kandidatinnen und ich stelle es mir sehr stressig vor, jemand zu sein, der das will (I’m looking at you, Heidi) Andererseits – alle, wie sie wollen, darum geht es mir ja.

Ü40 heiraten – ein Blitzschlag ist wahrscheinlicher?

Ich hab mit über 40 und dann nochmal mit über 50 mein Leben völlig neu geordnet. Ü40 bin ich aus München weggezogen, habe neue Städte, neue Freunde, neue Jobs kennengelernt, bin in eine Partei eingetreten und, wenn wir das nicht selbst ruiniert hätten, wäre womöglich mit 45 noch in den Bundestag eingezogen. Alles in einem Alter, in dem das alles ja nicht mehr geht, gell? Mit Ü50 war ich wieder daheim, meine Eltern waren gestorben, ich hab eine neue Beziehung gefunden, mit einem gleichalterigen Mann, wir werden 2023 heiraten. Meine erste Ehe, mit 56. Ein Ereignis, das angeblich unwahrscheinlicher sei als vom Blitz getroffen zu werden. Naja, ich wage das zu bezweifeln. Und ich hab auch wieder einen Job daheim gefunden und es gefällt mir dort besser als irgendwo sonst. Zufriedenheit mit ü55 – das geht. Es ist nur wichtig, nicht zu hadern mit dem, was war oder zu bereuen, was man verpasst hat. Das ist so oder so ums Eck rum. Aber jeder Tag kann voller Möglichkeiten sein, wenn wir sie für uns zulassen. Und wenn ich jetzt in einem Prinzessinnenkleid mit Reifrock heiraten will (will ich nicht), ein Startup gründen möchte, Spanisch lernen oder eine Weltreise machen, dann geht das auch. Immer.

Wir können (und müssen) unser Leben immer wieder neu erschaffen

Das Leben läuft nun mal einfach nicht so, wie wir uns das wünschen. In den fünfziger Jahren da war man relativ sicher, aber diese Sicherheit hatte ihren Preis. Man blieb eben in auch unglücklichen Ehen, man blieb in seinem Job, stieg in seiner Firma die vorgezeichnete Karriereleiter auf und bekam zum 50-jährigen Jubiläum die goldene Uhr. Bestimmt gibt es Menschen, die dieser Sicherheit nachweinen. Aber heutzutage ist es alles anders, Firmen können pleite gehen, oder deren Produkte werden vollkommen unnötig im Zuge der modernen Entwicklungen. Derzeit Ist der Wandel rasend schnell, für alle in unsere Gesellschaft. Da heißt es mitmachen oder zurückbleiben. Wir sind so oder so gezwungen, uns immer wieder neu zu erfinden, da können wir es doch eigentlich gleich richtig machen. Ohne Barrieren im Kopf uns neu erträumen, wie wir es gerne hätten, nicht so, wie uns die anderen gerne hätten. Der Spruch „wenn uns das Leben Zitronen gibt, macht Marmelade draus“ gilt. Aber die Zutaten für die Marmelade, die suchen wir uns selber, und wenn es Zitronenmarmelade mit Chili und Whisky wird, umso besser.

 

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