Drei wunderschöne Kochbücher, die mehr vermitteln als nur Rezepte

Ich bin leidenschaftliche Sammlerin von Kochbüchern. Ja, die sind derzeit aus der Mode, weil Rezepte können ja so einfach aus dem Netz geladen werden, ausgedruckt oder vom Pad weg gekocht werden. Die Zutaten dafür kommen mit einem Klick aus dem Supermarkt um die Ecke. Klar, alles praktisch. Aber Kochbücher sind so viel mehr. Sie vermitteln neben bloßen Rezepten eine Philosophie, sie erzählen Geschichten, lassen in die Seele der Köche und Köchinnen blicken, manchmal machen sie den Blickwinkel weit für die Kochkultur anderer Völker – und manchmal entdeckt man mit ihnen auch die eigene Küche neu. Im Netz gibt es einzelne Rezepte, aber in den Büchern erfasse ich den Reichtum anderer Küchen, ich weiß, welche Vorspeisen, Hauptspeisen etc ein Menü ausmachen oder ob es sowas wie eine Menüfolge überhaupt gibt. Ich erfahre die Seele der Rezepte. Und – ganz wichtig – immer mehr Bücher vermitteln den Wert von Lebensmitteln an und für sich.

Der Wert von wunderbaren bayerischen Produkten 

Wenn ich die Karte des Käfer Wiesnschänke früher angesehen hab, hab ich bei den Preisen mit den Kopf geschüttelt. „Naja, die Großkopferten hams ja“ habe ich mir gedacht. Seit diesem Jahr weiß ich allerdings, was dahinter steckt und betrachte die Karte mit viel mehr Verständnis – denn ich weiß nun, dass da keine Abzocke, sondern kompromisslose Qualität dahinter steht. Wenn es einen Bauern braucht, der seinen Kühen ganz spezielle Kräuter verfüttert, damit die Butter hinterher so schmeckt, wie sie es eben tut, wenn Geflügel artgerecht gehalten, gut gefüttert und gepflegt wird, dann hat der Preis, der dafür aufgerufen wird, gute Gründe. Und die zahle ich dann auch gerne. Die Augen dafür hat mir Andreas Schinharl, der Chefkoch des Zelts, geöffnet. Gebürtiger Straubinger, leidenschaftlicher Koch und ein Bayer, wie er im Buche steht. Mir ist im Gespräch mit ihm das Herz aufgegangen. Denn der Andreas, der kocht für die bayerische Seele. Da finde ich die Küche meiner Großmutter wieder, die viel „nachhaltiger“ war, als alle Pseudobiobowls derzeit, weil sie eben wusste, wann was reif ist, weil sie die besten Produkte vom Bauernmarkt geholt hat, als das noch normal gewesen ist.

Er hat die wiesnfreie Coronazeit genutzt, ein Kochbuch auf den Markt zu bringen. Mein Bayern – Neue Wege in der bayerischen Küche“. Es ist kein reines Kochbuch, sondern erzählt auch die Geschichte der niederbayerischen Erzeuger, der Rinderzüchter, Milchbauern, Geflügelwirte, Obstbauern, die für ihn die Qualität herstellen, die er verarbeiten möchte. Das macht – zusammen mit den tollen, völlig klischeefreien Bildern – den Reiz des Buches aus. Und seinen Fluch. Denn ohne diese Produkte ist es kaum möglich, die Rezepte in ähnlicher Qualität nachzukochen. Aber Qualität braucht es, wenn wer sich an Rezepte wie Kalbsbries oder sogar Spanferkelohren (Nose to Tail wörtlich genommen) heranwagt. Aber ich hab mir fest vorgenommen, im Frühjahr mal durch Niederbayern zu reisen und den einen oder anderen Betrieb zu besuchen – und mir ein paar der Zutaten zu holen.

Das ideale Geschenk für alle Bayern, Neubayern, Wiesnfans und überhaupt

Dem Bayerischen Rundfunk hat Andreas Schinharl ein spannendes Interview gegeben.

Andreas Schinharl, Frank Schoch, Silvio Knezevic: „Mein Bayern – Neue Wege in der bayerischen Küche“, Südwest, 45 Euro

Mit Fotos von Silvio Knezevic
Hardcover, 304 Seiten, 21,0 x 27,0 cm
ISBN: 978-3-517-09921-7

Ukrainische Landküche: Leben und Kochen Im Einklang mit der Natur

Die Ukraine ist seit Monaten in den Nachrichten, leider. Der schreckliche Krieg und dessen Folgen halten uns in Atem. Aber dennoch, wir wissen leider viel zu wenig über das Land, dem gerade so viel Leid widerfährt. Deswegen möchte ich euch zumindest die Küche der Ukraine nahebringen. Das soll keine Respektlosigkeit sein, sondern eine Hommage.

Ich hatte schon immer einen Softspot für osteuropäische Küche. Ich mag die Deftigkeit, die mit ungewöhnlicher Raffinesse daher kommt. Wer sich mal tiefer mit den unterschiedlichen Küchen beschäftigt, wird feststellen, dass unser Bild davon diesen wunderbaren Kochabenteuern mit Beeren, Pilzen, Kraut, Fleisch, fantastischen Gewürzen, unzähligen Varianten von Teigtaschen, herrlichem süßem und salzigem Gebäck überhaupt nicht gerecht wird. Ich habe das große Glück, Freunde aus Georgien oder Rumänien zu haben, die mich nach allen Regeln ihrer Kochkunst bekocht haben. Ich wünschte mir, die Küchen der osteuropäischen Länder hätten breiteren Raum bei uns, gerade, weil die Zutaten auch hierzulange frisch und regional zu bekommen sind und dem Klima in Deutschland extrem entsprechen. Jetzt lade ich euch ein, die Ukraine und ihre Kochkunst mit dem traumhaften Kochbuch „Landküche“ kennenzulernen!

„Die Ukrainerin Olia Hercules lädt ein zu einer Zeitreise zurück in die Ukraine ihrer Kindheit, wo knuspriges Sauerteigbrot, eingemachtes Gemüse und sättigende Eintöpfe aufgetischt werden. Sie nimmt uns mit durch den Tag, aber auch durch den Ablauf der Jahreszeiten: Vom Frühstück bei Sonnenaufgang über Fermentieren und Einmachen zur Erntezeit, Suppen und Eintöpfen in Schüsseln voller Glück, dem Geheimnis von Wasser und Mehl in Brot, Nudeln und Teigtaschen, schmackhaftem Gemüse vom Acker, Fleisch aus dem Wald, Fisch aus Flüssen und Seen bis zu süßen Desserts und Gebäck.“

Das Kochbuch ist wundervoll, voll mit Bildern einer Ukraine, die momentan schwer gefährdet ist. Die Autorin ist selbst tief in der Ukraine verwurzelt und zeigt wie eng Land, Menschen und Küchentraditionen verwoben sind. Hier sind Gemüseküche, Fermentieren und das Backen mit Sauerteig kein Trend, sondern gelebter Alltag. Die Gerichte sind naturnah, saisonal und leicht nachzukochen. “Fisch nach Odessa Art” oder “Sanft gegartes Schweinefleisch mit Sauerkraut und Aprikosen” – Olia Hercules zeigt, wie Heimat schmeckt und was sie ausmacht. Ich fand es sehr schön, wie sie dem Nationalgericht, den ukrainischen Ravioli namens Warenyki, viele Seiten widmete. Von meinen georgischen Freunden weiß ich, es müssen immer unzählige Warenyki hergestellt werden, denn, wenn man sie zählen kann, ist das ein Fluch und sie platzen beim Kochen auf. Das darf natürlich nicht passieren!

Die ukrainische Köchin hat schon bei Ottolenghi im Team gekocht – eine bessere Empfehlung kann es bei mir nicht geben.

Als Geschenk für alle, die gern neue Küchen entdecken wollen

SBN 978-3-8310-4629-4
352 Seiten, 198 x 254 mm, fester Einband, ca 29 Euro

Gutes Essen – ganz einfach mit Nelson Müller

Nelson Müller mag ich einfach, der schwäbische Koch ist lustig, realistisch, was die Möglichkeiten einer Küche daheim anbelangt und ist freigiebig mit seinen Küchengeheimnissen. Ich habe bereits seine deutsche Küche kennengelernt und koche daraus regelmäßig Rezepte nach (vor allem das Hühnerfrikassee). Und jetzt kommt er mit einem Buch ums Eck, das sich ganz einfach „Gutes Essen“ nennt. Wer will das nicht? Das Buch ist mehr ein praktischer Begleiter für die Alltagsküche als die anderen zwei, aber auch hier geht es darum: Gute Zutaten sind elementar für die Zubereitung guter Speisen.

Sternekoch Nelson Müller zeigt, wie lecker und unkompliziert das Kochen mit nachhaltigen Produkten ist. Sein Kochbuch geht über die alltägliche Frage nach „Was essen wir heute?“ weit hinaus: Was gibt es zu beachten beim richtigen Einkauf, bei Regionalität & Saisonalität? Wie kann ich Müll vermeiden und meinen CO2 Fußabdruck verkleinern? Mit sehr alltagstauglichen und leicht nachkochbaren Antworten bietet Nelson Müller die perfekte Grundlage für Nachhaltigkeit und gesundes Essen.

Es gibt viele Aspekte, die gutes Essen ausmachen

Nelson Müller beschäftigt sich täglich mit Themen wie Nachhaltigkeit, Lebensmittelqualität und dem CO2 Fußabdruck. In diesem Kochbuch teilt er sein Wissen und gibt wertvolle Augenöffner-Tipps rund um gesundes Essen und nachhaltige Ernährung. Dabei kommt natürlich auch der Genuss nicht zu kurz: Es gibt „Brot-Müsli mit Pflaumen und Zimt-Hafermilch“ zum Frühstück, „Hirsesalat mit Zitronen-Minz-Joghurt“ als Beilage oder „Paprika-Gnocchi mit Fenchel und Kümmelchips“, aber auch „Maultaschen von der Forelle mit Meerrettichsauce“ als Hauptgericht, denn auf Fleisch und Fisch muss nicht verzichtet werden.  Wobei mich vor allem die vegetarischen Alternativen begeistern. Das Sandwicht mit Pulled Austernseitlingen und Coleslaw kann auch auch hartnäckige Fleischfreaks überzeugen. Toller Koch – tolles Buch.

Gutes Geschenk für alle, die sich ein bißchen nachhaltiger ernähren wollen, ohne auf Geschmack zu verzichten.

SBN 978-3-8310-4502-0
Oktober 2022
224 Seiten, 198 x 251 mm, fester Einband, 25 Euro

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