Was Indien derzeit denkt – Ein Land im Aufschwung

Wenn wir Deutsche an Indien denken, haben wir viele, viele Klischees im Kopf, gute wie schlechte: wir denken an traumhafte Paläste, wundervolle Landschaften, indische Movies mit schönen Frauen und schnurrbärtigen Helden und viel Musik, mystische Feste an den Ufern des Ganges, an unendlich viele Farben und an eine der besten Küchen des Planeten. Wir denken an Yoga, Buddha, 1000armige Göttinnen und Ayurveda. Aber auch an Armut und Verzweiflung, an Bettler und Slums, Frauenverachtung und heilige Kühe. Irgendwie stimmt das alles und stimmt doch nicht. Indien ist so groß, da findet sich irgendwo immer etwas, was die Klischees bestätigt. Und Indien hat nicht den besten Ruf als Reiseland bei den Deutschen steht. Was schade ist, denn das Land ist wunderschön. Man muss sich einlassen darauf, auch kulturelle Eigenheiten beachten. Alle, die ich kenne, die Indien bereist haben, haben davon geschwärmt. Die meisten kamen verändert zurück, mit einem anderen Blick auf die Welt.

Beim „Little Umbrella“ Projekt, bei dem Lehramtsanwärterinnen Slumkinder unterrichten. Irgendwann auch die ein Monat alte Njala

Indien ist überwältigend, intensiv, ungreifbar mit nur einer Reise. Tradition und Moderne sind hier eine einmalige Mischung eingegangen. Wo viele Länder (wie auch Europa), alte Traditionen über Bord geworfen hat, bemüht sich Indien um einen Ausgleich und Erhalt. Und ist damit sehr erfolgreich. Es ist nicht nur das bevölkerungsreichte, sondern auch das wirtschaftlich am schnellsten wachsende Land der Erde, momentan die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Indien erfindet sich neu und ist viel moderner, als wir Westler es gemeinhin auf dem Schirm haben. Es ist IT-Schmiede und Innovationshub, voller Start-Ups, Pharmafirmen und anderer Industrie. Der indische Film wird selbstbewusst und hasst den Begriff Bollywood. „wir sein kein irgendwas …Wood, wir sind wir“. Indien verhält sich neutral im Weltgeschehen, auch das trägt zur Wohlstandsmehrung bei.

Khan Market in Delhi

What India thinks Today Summit

Ich hatte die unglaubliche Ehre, für ein paar Tage die Hauptstadt Delhi besuchen zu dürfen. Zur Konferenz des TV Senders TV9, dem größten Nachrichtennetzwerks des Subkontinents. Gemeinsam mit internationalen Gästen ging es der Frage nach „Was denkt Indien heute?“ Indische Politiker, indische Schauspieler, Entertainer, Grammy Gewinner, Wirtschaftsbosse, Gurus und viele Gegenparts aus dem Ausland erörterten die Zukunft Indiens. Und die sieht gut aus. Indien hat keine Probleme, Zukunftstechnologien zu implementieren. Das Land nimmt sich die besten Ideen der gesamten Welt, mischt sie, adaptiert sie für ihr Land und schafft so spezifisch indische Lösungen. Und wo Indien noch hinten dran ist, beim Fußball zum Beispiel, der neben Cricket ein Nationalsport werden soll werden gerade viele Anstrengungen unternommen, auch im Bereich Frauenfußball. Zuallererst hat Indien aber viel Selbstbewusstsein: Inder lieben ihr Land, seine Kultur, sein Food und seine landschaftliche Schönheit. Ich würde mir ein bisschen mehr davon bei uns wünschen. Meine Freundin Mirjam und ich waren mit unserem Startup für Frauengesundheit auf das Panel „Woman – the new hero“ eingeladen. Das Startup hat wirklich das Zeug, die Welt der Frauen zum Besseren zu verändern, da werde ich euch demnächst viel mehr erzählen.

Es passt nach Indien, denn das Land gibt sich große Mühe, so viele Menschen wie möglich mitzunehmen. Natürlich ist dem Land bewusst, dass es noch viel für die Frauen tun muss – aber 440.000 Schultoiletten für Mädchen sind schonmal ein Start. Es gibt Bildungsprogramme, Ausbildungprogramme und eine äußerst streitbare Familienministerin namens Smitri Irani. Die fährt einen Moderator schon mal wütend an, wenn der es wagt, sie zu fragen, wie sie Familie und Politik unter einen Hut bringt „Fragen sie das auch den Verteidigungsminister? Wen sie das männliche Minister fragen, erst dann dürfen sie mich fragen.“ Smitri Irani ist mein neues Spiritanimal.  Es ist immer noch ein riesiger Gap zwischen Stadt und Land, und dieser Herausforderung muss sich Indien stellen. Auch der Frage, wie viel Tradition zu modernen Technologien passt. Aber wie ich die Inder kenne, ist das einen ganze Menge.

Mit Premierminister Nadendra Modi, TV9 CEO Barun Daz, Tony Abbott, dem ehemaligen Prime Minister von Australien und vielen Anderen

Indien – mein Reisetraum

Indien ist ein fantastisches Reiseland, ein Kontinent, der von den tannenbewachsenen Hängen des Himalayas bis zur Palmenküste Keralas unendlich viel zu bieten hat. Für mich ist klar, ich werde wieder hinfahren und hoffe, es ist bald. Gerade war ich fünf Tage in Delhi Und ich habe in diesen paar Tagen, die mir nur einen mikroskopisch kleinen Teil des indischen Kontinents gezeigt haben, viel gelernt: zum Beispiel, dass das Meiste, was ich über Indien zuvor gehört habe, falsch ist. Das Essen in Delhi war ausgezeichnet und ich hatte keinerlei Probleme mit dem Magen. Die Stadt war grün und voller Leben: riesige Raubvögel, Affen, Papageien, Streifenhörnchen und Eidechsen sind in der Stadt zu finden, toben durch die Bäume der Alleen oder jagen sich durch die Parks. Die kleinen Motorrikschas sind vielleicht gefährlich, aber sie machen auch wirklich Spaß – und sind sehr günstig. Es gibt wundervolle Boutiquen, kleine Märkte, aber auch H&M und Ikea. Wir haben am Markt gegessen und eine Süßwarenladen besucht, in dem wir keine Ahnung hatten, was wir da gegessen haben. Und die Inder sind super lustig und haben einen tollen Sinn für Humor. Ich mag sie sehr. Auch wenn ich wenig vom Land gesehen habe, umso mehr von der Bevölkerung – vom Slumbesuch zur Audienz beim Ministerpräsidenten Nadendra Modi, das muss man erstmal schaffen. Ich habe Ministerinnen getroffen und Chai Verkäufer, Dosa-Bäcker und Filmstars, Industriemagnaten und junge Mütter. Es hat mir Lust auf mehr gemacht, viel mehr.

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