Lasst den Quatsch mit dem persönlichen CO2 Fußabdruck!

Momentan wird uns allen suggeriert: Nutze nachhaltige Kosmetik, kaufe nachhaltige Klamotten, kaufe bei Firmen, die Bäume pflanzen, fahr Fahrrad und Bahn statt Auto oder den Flieger zu buchen – und alles wird gut. Die Bienen sind gerettet, die Artenvielfalt wiederhergestellt, das Klima erholt sich. Und ja, natürlich ist das alles richtig und wichtig, dass wir die eigenen Entscheidungen auf ihre Nachhaltigkeit überprüfen und unser Handeln ändern. Natürlich sollten wir weniger Fleisch essen, unseren Müll trennen oder recyceln und Klamotten so kaufen, dass sie im Schrank Bestand haben. Aber das reicht nicht. Leider – und wir machen es den echten Verursachern der Katastrophe superleicht, sich aus der Verantwortung zu stehlen und die Schuld bei uns Verbrauchern zu festzumachen. Wir sollen auf unsere eigene Ökobilanz achten, mit Codecheck im Supermarkt stehen, um zu sehen, wie viel Mist in einem Produkt steckt, wir sollen uns durch ein Siegelwirrwarr wühlen, wir sollen uns einschränken, während die Industrie ihre Ökobilanz durch die Decke jagt. Alles Augenwischerei. Denn, falls ihr es noch nicht wusstet, die Erfindung des CO2-Fußabdrucks ist eine Erfindung der Öl-Industrie, die die Verantwortung für die Erderwärmung still und heimlich zurück an die Verbraucher delegieren wollte. Und wir alle haben den Köder geschluckt. Sogar der WWF und andere Umweltorganisationen bieten Rechner für den individuellen Fußabdruck an. Und wir stehen im Wald…

Photo by Luis del Ru00edo on Pexels.com

Wir sind nicht (allein) schuld an der Klima-Katastrophe

Wir dürfen die wirklichen Verursacher nicht mehr so leicht vom Haken kommen lassen. Staaten wie Brasilien, China oder eben auch wir, die Europäische Union müssen den Umweltschutz ernst nehmen, nicht nur halbherzige Versprechungen machen wir eben auf dem G-7 Gipfel. Wir wollen Kohle einschränken – irgendwann halt. Firmen müssen ernsthaft Teil des Wandels werden – und das nicht nur, weil sich Produkte mit grünem Anstrich gerade so gut verkaufen. Kauft eine Bierkiste, dann retten wir 1 cm² Regenwald, das ist nicht unbedingt ein Wahnsinnskonzept. Die Rodung der Regenwälder, die Zerstörung der Meere – das verursachen nicht wir Verbraucher.

Und wir sind ja auch schon viel weiter als noch in den Nullerjahren – wir essen weniger Fleisch, langsam dringt das Thema Umwelt-und Klimaschutz ins allgemeine Bewusstsein. Und auch die Firmen ziehen nach. Aber immer noch zu wenig. Gerade, was den Tier- und auch den Menschenschutz betrifft, da ist noch extrem viel Luft nach oben. Unternehmen beuten ihre ArbeiterInnen aus, lassen Kinder schuften, nach wie vor. Kaufen Billgrohstoffe. Was können wir VerbraucherInnen dafür? Wie sollen wir uns bei jedem gekauften Stück informieren? Ein T-Shirt würde im Handel 20 Cent mehr kosten und das würde genügen, die ArbeiterInnen der Textilindustrie fair bezahlen zu können. Wer würde das nicht drauflegen? Eben, das würde jede und jeder. So ist es mit vielen Dingen. Wenn H&M oder Zara nur noch einmal im Vierteljahr neue Klamotten herausbrächten, statt fast wöchentlich, wen würde das wirklich jucken? Wir Verbraucher zwingen die Konzerne nicht, dass sie das tun. Das machen die ganz allein. Es geht um die Gewinnmaximierung, nicht um Verbraucherwünsche – und zwar mit mit Dingen, auf die die meisten Verbraucher kaum Einfluss haben.

Photo by Pixabay on Pexels.com

Wir erwarten Grün – aber können den Unternehmen nicht vertrauen

Ja, eigentlich würden wir gern grün kaufen. Leider ist das nicht so einfach. Es gibt Dutzende Siegel, mal besser, mal schlechter, aber leider immer ziemlich undurchsichtig – auch hier wird wieder die Verantwortung in unsere Hände gelegt. Anstatt dass die Politik sagt: „Nein, so ein Wischiwaschi da drauf kleben – so geht das nicht. Das ist Verbrauchertäuschung“ Und so werden wir rundum belogen vor lauter Greenwashing: Industrieunternehmen, die auf der ganzen Welt Dreck produzieren, und uns suggerieren, sie sind supernachhaltig, weil sie sich 2 Quadratkilometer Bäume gekauft haben, oder weil ihre T-Shirts jetzt 10 Prozent Biobaumwolle enthalten. Und wir glauben das gerne, weil sie uns damit suggerieren, wir täten was Gutes.

Dewegen fordere ich von der Politik ein Ende des Siegelwirrwarrs, ich fordere echte Transparenz, auf deren Basis wir vernünftige Entscheidungen treffen können. Ich will Politik und Industrie in die Pflicht nehmen, uns ausreichend zu informieren. Und ich möchte, dass nicht mehr der Sparzwang allein bei uns liegt, sondern bei den wirklichen Verursachern.

Entdecke mehr von HILGERLICIOUS REISEBLOG

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen

%%footer%%