Warum genau jetzt der perfekte Reisezeitpunkt für eine Vietnamreise ist -Teil 1: Hanoi

Ich habe dieses Jahr den schönsten Urlaub meines Lebens verbracht. Fast vier Wochen in Vietnam haben mein Herz geöffnet für dieses wundervolle Land. Voller schöner Hotels, lieber Menschen, überwältigender Landschaften, fantastischem Essen, leeren Stränden und einer großartigen Infrastruktur. Beinahe wäre es nicht dazu gekommen, denn ich hatte Bedenken. Soll man während einer Pandemie, während eines Kriegs, während der Klimareise so eine Fernreise unternehmen? Wir haben zuhause heftig gestritten, mein Freund und ich. Er hat sich durchgesetzt und ich bin mittlerweile sehr froh darüber. Denn jetzt weiß ich – genau diese Faktoren (ja ich weiß, es klingt zynisch) machen Reisen gerade wundervoll. Denn ein Land wie Vietnam ist derzeit kaum überlaufen von westlichen Touristen und wir konnten etwas erleben, was uns unmöglich schien: wir konnten wirklich authentisch Land und Leute kennenlernen, wir schwammen nicht im Besucher-Strom wie gerade bei meiner letzten Städtereise nach Lissabon, wo sich vor jeder Sehenswürdigkeit eine 100 Meter lange Schlange bildete. In Vietnam waren wir oft die einzigen westlichen Touristen irgendwo. Das war toll.

Vietnam ist ein Traum, anders kann ich es gar nicht sagen. Ich weiß nicht, wo die miesen Bewertungen im Netz herkommen. Wir hatten selbst keine Ahnung von dem Land. Wegen der Streiterei, ob wir überhaupt nach Fernost sollten, hatten wir uns nicht um die Reiseplanung gekümmert. Wir hatten ein Hotel Hanoi gebucht, das war es. Der Rest der Reise hat sich ergeben wie ein Adventure Game. Wir waren irgendwo, dann erzählte wer, in Ort XY ist es auch schön, dann haben wir uns das kurz im Netz angesehen und sind hingefahren. So ergab sich diese wunderschöne, und letztendlich ziemlich konventionelle, Reise-Route: Hanoi – Ha Long Bay – Catba-Island – Nin Bin – Hue – über den Wolkenpass nach Da Nang – Hoi An – Hanoi

Die Flüge waren 2022 exorbitant teuer, wir flogen mit Thai Airways, bei denen leider der tolle Service, den wir noch vor der Pandemie genießen konnten, nicht mehr ganz so geil war – aber mei. In Bangkok stiegen wir rum, rasten durch den riesigen Airport von einem Ende zum anderen, auf Schildern wurde uns die Entfernung zum Ziel angezeigt: „jetzt noch 20 Minuten bis Terminal x“…“ „15 Minuten“… um dann mit der Thaitochter Thai Smile weiter nach Hanoi zu fliegen. Funktionierte alles reibungslos, der kurze Flug Bangkok-Hanoi war lustig, denn außer uns stieg eine etwa 60köpfige Firmengruppe aus Indien zu, alle in identischen gelben T-Shirts mit blauen Hosen, wir nannten sie frech „die indischen Minions“. Von Bangkok zur Hauptstadt Vietnams, Hanoi, sind es gerade mal 1,5 Flugstunden.

Hanoi – wir sind sofort Millionäre!

Wir kamen am Morgen völlig übermüdet in Hanoi an. Der Fahrer unseres Hotels wartete schon – ein Vorgeschmack auf die Pünktlichkeit und den fantastischen Service, den wir den ganzen Urlaub würden erleben dürfen. Vietnam ist ein Serviceparadies. Und in Vietnam haben sie die gleiche Schrift wie in Europa, das macht viele Dinge sehr viel einfacher. Als wir in die Stadt fuhren, waren wir begeistert! Wir waren völlig überwältigt von der Stadt. So grün, so wild, so bunt. So ein Verkehr! Was für fantastische Häuser! Wie viele spannende Gerüche! So viel Asiakitsch! Hanoi vereint den Kolonialstil der ehemaligen Besatzer aus Frankreich mit der asiatischen Kultur. Was uns am Anfang echt zu schaffen machte, war die Währung. Der vietnamesische Dong gehört zu den wertlosesten Währungen der Welt – ungefähr 25.000 Dong sind derzeit ein Euro. Da heißt es rechnen. Wenn also eine Handtasche eine Million Dong kostet, sind das 39 Euro…Wir müssen gestehen, dass wir uns öfter vertan haben. Aber jedes Mal hat uns der Kellner oder Verkäufer darauf aufmerksam gemacht – das fand ich unglaublich.

 

Hanoi ist eine faszinierende Mischung, die man am besten zu Fuß entdecken kann. Überall in der Innenstadt sind die Straßen von Bäumen gesäumt, man rutscht auf den permanent feuchten, extrem glitschigen Steinen der Fußwege entlang. Auf der Straße tobt ein wilder Verkehrsmix aus Mopeds, Radfahrern und Autos. Am Anfang hatten wir uns kaum über die Straße getraut, aber irgendwann haben wir kapiert, dass der Verkehrsfluss wirklich so funktioniert wie, eben, ein Fluss. Man muss mutig den Fuß auf die Straße setzen und zügig überqueren, die anderen Teilnehmer fahren dann um einen herum. Das Schlimmste ist Stehenbleiben oder andere erratische Richtungswechsel, die niemand vorhersehen kann. Dann wird es gefährlich.

Hanoi ist irgendwie magisch, aus der Zeit gefallen. Aus wunderschönen Belle Epoque Häusern wachsen Bäume, in der Mitte der Stadt liegt ein See mit einer verzauberten Schildkröte, auf einem anderen kleinen See kann man auf kleinen Schwanenbooten Tretboot fahren. An jeder Strassenecke warten kleine Imbisse mit winzigen Plastikstühlen davor, dass sich Besucher zu einer Pho Suppe oder anderen Spezialitäten der Stadt wie etwa Bun Cha – Reisnudeln mit Unmengen von Kräutern, einer scharf-süß-sauren Sauce und Schweinehackbällchen, die auf einfachsten Grills am Straßenrand zubereitet werden. Immer, wenn mir eine Duftschwade dieser Köstlichkeit in die Nase wehte, hatte ich schon wieder Appetit!

JM Marvel-Hoteltraum in Hanoi

Der Fahrer bringt uns zum Hotel, wir sammeln erste Eindrücke. Das JM Marvel Hotel liegt sehr zentral in der Altstadt von Hanoi.  Als wir die Lobby betreten, sind wir erstmal sprachlos. So ein edles Ambiente hätten wir nicht erwartet! Das Hotel ist ein stylisher und höchst eleganter Traum in Schwarz und Weiß. Das Thema zieht sich durch alle Räume, von der Lobby über die Zimmer bis zum Speisesaal des Frühstücks. Es geht kaum schöner. Aber was den wirklichen Zauber des Hotels ausmacht: die Freundlichkeit des Personals. Da wird den Gästen jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Es ist unglaublich, mit welcher Herzlichkeit und Kompetenz dort gearbeitet wird. Nimmt man die fantastische Lage, das üppige Frühstückbuffet und die Ausstattung dazu, würde ich behaupten, dass kein Sternehotel diesem Kleinod großartig überlegen ist. Die Zimmerpreise reichen dabei von ca 40 -100 Euro.

Und eigentlich hätte das wirklich fantastische Hotel JN Marvel dazu verlockt, den Jetlag erstmal wegzuschlafen. Aber nix da. Wir marschierten einfach los und fanden ein paar Minuten später die berühmten Bahngleise, die mitten durch die Häuser führen. Wir erkundigten uns nach den Zugzeiten und wollten dann wiederkommen. Das war die ganze Reise so, wir sind ohne Plan mit schlafwandlerischer Sicherheit von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten getappt.

Wir marschieren Richtung Zentrum, das ist in Hanoi der zentrale See mit dem Stadtheiligtum. Dort soll ein König ein Schwert von einer verzauberten Riesenschildkröte bekommen haben, deren Nachfahren immer noch im See leben. Wir zahlten einen Euro pro Person für die Besichtigung und schauten uns den Tempel an. Mehr als die Gebäude faszinieren uns die vietnamesischen Besucher, all die Familien mit ihren hübschen Kleidern, die in der historischen Kulisse posieren. Immer wieder kommen Kinder zu uns, die uns ihre Englischkenntnisse präsentieren wollen. Wir hören zu, loben dann auch, vor den stolzen Augen der Eltern. Für uns ist es ein wenig seltsam.

Rund um den See gibt es zahllose Möglichkeiten, das vietnamesische Street Food zu testen. Wir lieben die Läden in der Cau Go Strasse, die vom zentralen Dong Kinh Nghia Thuc Square abgeht. Fantastisches Essen überall. Und unser Geheimfavorit: Lemon Snow! Eine eisige, säuerliche Sorbetmasse im Glas, halb Essen, halb Getränk. Unschlagbar in den Cafes der KAFA-Coffee-Shops. die beste Erfrischung in der Schwüle Hanois. Am Freitag und Samstag scheint sich ganz Hanoi hier zu versammeln, rund um den See sind die Straßen gesperrt.

Dann spielen dort Bands, die Menschen tanzen, spielen, essen. Es gibt einen Nachtmarkt und natürlich unzählige Essenstände. Ich beobachte eine Gruppe älterer Vietnamesen, die einen Ghettoblaster mitgebracht haben und zu den Klängen des 60er Schlagers „All Kinds of everything reminds me of you“ schwofen. Mir steigen die Tränen in die Augen, die Szene berührt mich sehr. Lustig: Partner- oder gar Familienlook scheint Trend zu sein in Vietnam. Überall sehen wir Familien, die gemeinsam genau das gleiche Muster tragen. Meist bunte Obstmotive. Es sieht herzallerliebst aus.

 

Tagsüber am Sonntag ist hier am See Familienprogramm. Eltern leihen sich winzige rosa Elektroautos, mit denen die Kleinen durch die Gegend pesen können. Eine Art Babyautoscooter, nur ohne Abgrenzungen. So wandern wir am See entlang und weichen immer wieder winzigen Verkehrsrambos aus. Unser Ziel: die Oper. Dort fahren die Sightseeingbusse weg. Ich kann die Tour nur empfehlen. So sehen wir mehr von der Altstadt, einen tausend Jahre alten Tempel (da legen wir einen Stop ein) und den ruhigen, geheimnisvollen Büchertempel – ein magischer Ort, für den wir zu wenig Zeit hatten. Drei Tage Hanoi waren nicht genug – aber wir wollten noch einmal am Ende der Reise wiederkommen, unser Flug ging ja von dort.

Von Hanoi aus können Touristen viele Ausflüge buchen, zum Beispiel in die Berge von Sapa mit Reisterrassen und einem Markt, auf dem man die berühmten Trachten Nordvietnams kaufen kann. Da fahren wir dieses Mal nicht hin, sondern wir buchen eine Kreuzfahrt auf der Ha Long Bucht. Das nächste Kapitel unserer Reise

 

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