Geheimnisvoller Harz – vergangener Glanz und neue Coolness

Es ist schon eine besondere Beziehung der Deutschen zu ihren Wäldern. Seit Tausenden von Jahren wissen wir, dass sie uns besondere Ruhe schenken. Die alten Germanen und Kelten haben Bäume verehrt, ihre Heiligtümer waren unter freiem Himmel im Wald. Alte Buchen, Eiben, Eichen waren heilig. Und irgendwie haben wir diese Liebe zu Bäumen und Wäldern immer noch in unseren Herzen. Was gibt es Schöneres, als an einem sonnigen Tag durch den Wald zu wandern, die Gerüche aufzunehmen, die kühle, frische Luft zu spüren, das Sonnenlicht gefiltert durch die grünen Blätter? Es duftet nach Harz, Pilzen und Moos. Es ist ganz ruhig – um uns und in uns.

Schatten der Geschichte im Harz

Aber die Wälder sind auch unheimlich, geheimnisvoll. Die Wälder sind voller Geschichten und Geschichte, voller Mythen und Sagen. Teutoburger Wald, Schwarzwald, Bayerischer Wald oder der Harz. In allen Wäldern sind Spuren der Vergangenheit zu finden, besonders viele im Harz, wo sich sogar noch germanische Opferbecken, in den Stein geritzt, erhalten haben. Kaiser Barbarossa wartet unten im Kyffhäuser Berg auf seine Wiederauferstehung und um den Brocken oder Blocksberg kreisen seit Ewigkeiten die Hexen – nicht nur in Goethes Faust. Der Berg ist 300 Tage im Jahr in Nebel gehüllt, da kann schon die Fantasie mit einem durchgehen, was sich da im Nebel so abspielt…

Ich wollte schon lange mal in den Harz, deswegen war ich froh, als ich als eine der TeilnehmerInnen des Blogcamps ausgewählt wurde. Als Bayerin komme ich so selten ohne Anlass nach Niedersachsen. Durchaus ein Fehler. Denn der Harz hat viel zu bieten. Viel Natur, aber auch unendlich viel Geschichte.  Städte wie Goslar, Wernigerode, Quedlinburg lagen einst an uralten, wichtigen Handelswegen waren Kaisersitze mit Palästen und Kathedralen, schwerreiche Metropolen des frühen Mittelalters. In Goslars Kaiserpfalz herrschten um 1050 Kaiser und wurden Herzöge und Päpste geboren. Mittlerweile sind es noch schmucke kleine Städtchen mit wunderschönen Fachwerkhäusern, die von der einstigen Größe und dem einstigen Reichtum zeugen. Manche Schätze sind fast unsichtbar – wie der Goslaer Stadtbrunnen, das größte romanische Bronzebecken überhaupt. Forscher rätseln noch heute, wie das hergestellt werden konnte. Heute wirkt der Brunnen unscheinbar und der stolze, vergoldete romanische Wappenadler sieht ein bisschen aus wie eine Henne. Sic transit gloria mundi…

Der Reichtum der Gegend kam vom Bergbau, auch der ist Vergangenheit, 1982 schloss das letzte Erzbergwerk am Rammelsberg. Das Bergwerk kann besichtigt werden und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe Goslar. Es ist unheimlich und beeindruckend – wie in der Zeit eingefroren. Noch hängen dort die alte Ausrüstungen, als ob jeden Moment die Bergleute wieder zur Schicht im Schacht kommen. Unten im Berg leuchtet giftiges Vitriol an den Wänden, die Geräte sind von Rost und Kalk überwachsen wie bizarre Korallen. Alte, riesige Holzräder, die einst Pumpen antrieben, glitzern düster im Licht der Lampen. Auch hier: die Glorie der Vergangenheit ist nur noch ein Museum.

Der Harz erfindet sich neu

Wir Blogger wanderten durch das Bergwerk, durch das kleine Städtchen Goslar, besichtigten die Kaiserpfalz und bewunderten die reich mit  Schnitzereien verzierten Häuser. Es war leider nur eine Stippvisite in den Harz, aber sie hat in mir viel ausgelöst. Ich hab da schon nachgedacht, wie das wohl mal ist, ob unsere Welt auch unwichtig wird und in Vergessenheit gerät? Vielleicht ist in 1000 Jahren Bocholt deutsche Hauptstadt oder es gibt gar kein Deutschland mehr? Es ist spannend, darüber nachzudenken. Ich hoffe auf alle Fälle, dass es in 1000 Jahren noch etwas gibt von der Welt, die ich so kenne. Auch der Harz ist gerade in einer Krise – oder in einer Wiederauferstehung, wie man es sehen will. Der Wald selbst – kaputtgemacht durch viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte einer falschen, auf Profit orientierten Forstwirtschaft, ist quadratkilometerweise tot, zusammengefressen von winzigen Borkenkäfern. Aber so hat der Wald die Möglichkeit, wieder nachzuwachsen, wie er sein soll: Ein Mischwald voller Buchen, Eichen, Eiben und Birken, nicht nur Fichten. Der Neuanfang wird lange brauchen, Bäume wachsen langsam. Aber es könnte diesmal ein nachhaltigerer, stärkerer Wald werden. Viele Menschen vor Ort lieben ihre Heimat und wollen sie retten und kämpfen für ihren Wald, genauso wie für den Erhalt der Tierwelt und fast ausgestorbener Nutztierrassen. Da gibt es einige Initiativen, wie zB das Rodelhaus Braunlage. Slowfood in einer ehemaligen Ausflugsgaststätte. Das Interieur hat den Charme der 70er, die Küche ist modern und vom Feinsten. Hausmannskost, die glücklich macht – ich hatte ein Hühnerragout aus Harzer Biohühnern, gewürzt mit einer Kräutermischung, die ein Biohof im Harz selbst zieht, mischt und verkauft. Und hinterher einen Kaffeelikör von einer Harzer Manufaktur. Yummy!

 

Edellokale und bizarre Öffnungszeiten

Und auch der Tourismus verjüngt sich. Coole, hippe Designhotels wie das Heart Hotel locken ein junges Publikum an, das Wandern und die Natur wiederentdeckt hat. Orte wie Braunlage warten nicht nur mit traditionellen Lokalen auf, sondern auch vielen Edelrestaurants. Allerdings muss man sich auf teilweise bizarre Öffnungszeiten und unerwarteten Andrang einstellen – so erlebten meine Bloggerfreundin Susi und ich eine echte Odyssee durch Braunlage, als wir an unserem Ankunftstag etwas essen wollten und entweder auf volle Häuser oder Ruhetag stießen. Am Ende fanden wir im Jaspers Hamburgerlokal aber einen delikaten Wildburger, der uns sehr glücklich zurückließ. Wir stießen mit Aperol Spritz auf den doch noch gelungenen Abend an. So ist das eben in Zeiten des Wandels…

Das Hearthotel – Designschmuckstück im Harz

Das Hearts Hotel ist perfekt zugeschnitten auf ein modernes, junges Publikum. Betonschick trifft Retrocharme, Design auf Teddybären und wer dort arbeitet, muss Bartträger sein. Und tätowiert. Und gut aussehend. Mir hat das Hotel gefallen, es war die Art Gemütlichkeit, die ich schätze. Viele Features sind den Luxushotels entlehnt, wie das Licht unter den Betten, die hochwertigen Textilien, die Kosmetik in den Zimmern ist von Susanne Kaufmann – Biokosmetik vom Feinsten. Zum Frühstück Dattelfrischkäse, tolle Eierspezialitäten und hausgemachte Marmeladen, Ingwertee zum selbst anmischen, diverse Müslisorten und statt Croissants Waffeln zum Selbermachen – ich hab beim ersten Mal eine fürchterliche Sauerei angerichtet. Sorry nochmal. Das  touristische Angebot für genau die Kundschaft des Heart-Hotels wird breiter, nicht einfach nur Wandern – sondern Yogakurse, Mountainbiken, Klettertouren und Skifahren im Winter, junge InfluencerInnen zeigen neue Wege durch den Harz und es werden Waldbadekurse angeboten. So einen machten wir auch mit: ein langsames Erwandern, Entdecken und einfach Entschleunigen im Wald. Mit modernem Anstrich ganz langsam wieder zurück zu Althergebrachtem – wie eben der Harz im Gesamten.

Werbung – ich wurde vom Tourismusverband Harz eingeladen – Geld ist keins geflossen

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