Gourmet-Reise: dem Slowfood in Kärnten auf der Spur

Seeidylle in Kärnten

Was erwartet jeder Urlauber, wenn es sich auf die Reise macht? Für die einen muss es Sonne, Meer und Strand sein, der Sand zwischen den Zehen und die Wärme auf der Haut, für die anderen sind es fantastische Landschaften, erhabene Berge, beeindruckende Bauwerke und Kunst aus alter Zeit, die die Erholung perfekt machen. Aber in einem sind sich alle einig: das Essen muss großartig sein. Authentisch, regional, mit den besten Zutaten, die das Land so zu bieten hat. Gibt es etwas Schöneres, als sich einem Land auch über die Küche zu nähern? Ich werde nie vergessen, wie bei meiner ersten Reise ohne Eltern (eine Jugendfreizeit in Italien), die Campingmama mir erklärt hat, wie sie diese wundervolle, reiche Gemüsesauce gezaubert hat. Ich war damals 15 und es war eine Offenbarung. Ich koche jetzt, 40 Jahre später, das Rezept immer noch genauso wie damals. Das Erlebnis war einschneidend. Ich habe seitdem nie aufgehört, den Leuten in fernen Ländern auf die Finger zu schauen, von ihnen zu lernen, um das Wesen einer Küche, einer Esskultur zu erfassen. Wie Menschen essen, sagt so viel aus über den Charakter eines Landes – ob sie fröhlich mit ihren Freunden teilen, ob jeder einen eigenen, eifersüchtig gehüteten Teller bekommt, ob sie auf der Straße essen, sich formlos oder mit viel Ritual zum Essen versammeln. Ich halte gar nichts von Leuten, die nach Thailand oder Italien reisen und dann erwarten, das gleiche Essen zu finden wie daheim. Für diese Gattung Touristen gibt es abgeschlossenen Touristenbereiche, westlich geführte Hotels. Das ist gut so und da sollen die auch bleiben. Wenn Strand und Schnitzel Wiener Art auch in Thailand oder Madagaskar sein müssen, dann ist das so…

Reisen ins Land der Käsnudeln – Kärnten

Ein Traumziel für Gourmets ist gerade einmal vier Stunden mit dem Zug von München entfernt: Kärnten mit seinen wundervollen Seen ist schon nah an der Grenze zu Italien und Slowenien und vereint Einflüsse dieser Länder mit der eh schon großartigen österreichischen Küche. Wunderbare Zutaten wachsen hier, Kräuter und fantastische Milchprodukte werden in rauen Mengen in die Gerichte eingearbeitet. Das Brot ist dunkel und resch, die Früchte haben schon die süße des Südens. Es ist eine Alpenküche, teilweise deftig, wie etwa die wunderbaren Käsnudeln, die keine feinen, leichten Ravioli sind, sondern groß und dick und schwer mit einer Topfenfülle und mit viel Butter serviert werden – nur die Minze in de Füllung verleiht Leichtigkeit.  Auf meiner letzten Reise nach Kärnten habe ich 2018 das Originalrezept der Köchin im Berghotel Pacheiner abgestaubt. Nachzulesen und natürlich Nachzukochen hier. Natürlich hat das Milliardärsrefugium am Wörthersee auch eine Menge an Toprestaurants aufzuweisen.  Damit niemand das beste Essen dort verpasst, hat der Kärntner Tourismusverband zusammen mit Slowfood Kärnten wieder einen Slowfood-Guide aufgelegt, der reiselustige, neugierige Gourmets auf die besten Restaurants, Hotels, Jausenlokale, Märkte und Hofläden aufmerksam macht. Es gibt den Guide als gedrucktes Buch (kann auf der Webseite kostenlos bestellt werden), aber auch als App, was ich im Urlaub recht praktisch finde. Gestaffelt von allerfeinster Gourmetqualität mit fünf Slowfood-Schnecken bis zu Almhütten mit dem besten Kaiserschmarrn und Buschenschenken sind viele Locations gelistet. Alle dort aufgeführten Betriebe haben sich – natürlich – dem Slow Food verschrieben: Frisch und saisonal, mit geprüfter Qualität und mit gutem Gewissen genießbar, weil alle Hersteller einen anständigen Lohn für ihre gute Arbeit bekommen. Ich hab davon sofort Lust bekommen, wieder los zu reisen und mich durch Kärnten zu probieren. Wir sind sowieso nur noch nur noch mit Kühltaschen unterwegs – einem Besuch der Hofläden stünde also nichts im Wege. Ich hoffe, im Sommer ist es wieder so weit und ich fahre ins die 50er Jahre Idylle von Kärnten. Ein Urlaub mit vielen Radtouren, um die vielen Stops bei Lokalen voller Slowfood-Genüsse kalorienmäßig zu rechtfertigen…

 

 

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