Bist du Poollieger oder Riffschnorchler? Warum ab und zu die Neugier siegen sollte

Schnorcheln am Riff

Es ist erstaunlich, was manchmal so ein Urlaub an Erkenntnisgewinn bringt. Denn Urlaub, das bedeutet Zeit haben, zur Ruhe kommen, weit weg vom täglichen Trott. Das Gedankenkarussell hört auf zu kreisen, und das gibt Raum für neue Erkenntnisse. Da kann ein Erleben eine Metapher werden für das Leben an und für sich. Wie gehe ich mit dem Leben um, was ist mir wichtig? Wer bin ich? Wer achtsam ist mit sich, kann so mehr über sich herausfinden als in so manchem Coachingseminar. Deswegen möchte ich euch meine Erkenntnisse schildern, die gerade in mir arbeiten…

Ich war jetzt eine Woche in Ägypten, schnorcheln, tauchen, faul am Meer rum sitzen und die Zweisamkeit mit meinem Freund genießen. Immerhin war es unser erster Urlaub. (Sehr geglückt). Was uns aufgefallen ist: Das Hotel, in dem wir waren, hat ein besonders schönes Haus-Riff. Deswegen hatten wir es ausgewählt. Direkt am Meer, direkt bei den Fischen. Und es hat die Erwartungen voll erfüllt. Von einem Steg aus ging es direkt ins Meer, hinein in ganze Schwärme buntester Fische. Es war herrlich. Das Wasser war warm, das Riff bunt, intakt und reich an unterschiedlichsten Tieren und Pflanzen. Eine magische Traumwelt, wenn man den Kopf nur 5 Zentimeter unter Wasser hielt. Neue Erlebnisse, neue Erfahrungen- wunderschön! Doch irgendwie nutzte das kaum jemand. Weit über 1000 Leute waren in unserem Hotel und dem benachbarten Hotelkomplex, der auch diesen Strand mit nutzte. Geschnorchelt haben gefühlte 20. Und viele auch nur um den Steg herum. Ich fand das schade und ein wenig seltsam. Die meisten Urlauber waren ganz zufrieden am Pool mit einem Schirmchendrink in der Hand und Sonnenbrand am Hintern. Ich meine, so schlecht ist das ja auch nicht. (Ohne den Sonnenbrand)

Ich hab dann die Leute in drei Kategorien eingeteilt, Poolliegenlieger, Stegschnorchler, Riffabschwimmer. Und das ist durchaus etwas, was sich aufs Leben übertragen lässt. Auch im Leben gibt es die, die gerne in ihrer Komfortzone bleiben und es sich gemütlich machen. Täglich die gleiche Liege, täglich die gleichen Nachbarn – und ab und an einen Schirmchendrink. Daran ist nichts Verwerfliches, aber dann passiert auch nichts Überraschendes oder man kommt halt nie in bunte Zauberwelten. Das ist denen vorbehalten, die sich eine neue Brille aufsetzen und sich in die Fluten schmeißen. Da kann das Wasser manchmal kalt sein, es kann weh tun, Salzwasser in die Augen zu bekommen. Aber es kann auch immens bereichernd sein. Ganz neue Welten, ganz neue Perspektiven. Das funktioniert in Abstufungen – die einen trauen sich ins Unbekannte, bleiben aber nah am sicheren Ufer mit Rettungsring und Bademeister. Andere trauen sich weit, weit hinaus, manche nur dann, wenn ein Partner dabei ist, ganz Mutige allein. Ich hab zu denen mit Partner gehört, weil es mehr Spaß macht, gemeinsam das Unbekannte zu erforschen. Wäre ich allein so weit geschwommen? Vermutlich nicht…

Und so ist das auch im Leben. Manche gehen mutig völlig unbekannte Herausforderungen an, wagen sich weit hinaus. Sie träumen sich in völlig andere Welten und haben den Mut, sie zu erreichen. Viele andere denken zwar, es wäre nett und spannend und bunt bei den Fischen, aber es reicht ihnen, wenn ihnen andere davon erzählen. Ab und an sind sie neidisch und beschimpfen die Fischtaucher, weil deren Leben so viel bunter und schwereloser ist- dabei müßten sie einfach nur mal vom Pool aufstehen…Die Rifftaucher des echten Lebens bewundere ich sehr. Für diese Menschen hat das Leben meist die buntesten Fische parat – oder ab und an einen Schiffbruch. Wobei, auch bei einem Schiffbruch kann man sogar an einem noch viel besseren Riff landen. Man muss nur die Möglichkeiten sehen – und das tun solche Leute immer…

Übrigens, nicht missverstehen: nicht jeder Rifftaucher ist im Alltag auch so mutig – ich bin zum Beispiel meist ein vorsichtiger Mensch, der sich nur in bestimmten Situationen über Grenzen hinwegsetzt, beileibe nicht immer und überall. Aber meist werde ich reich belohnt, wenn ich mich in unbekannte Gewässer wage. Seit ich den richtigen Partner an der Seite habe, der mir Sicherheit gibt, traue ich mich immer mehr. Das ist mein Anker. Und ich bin wahnsinnig neugierig. Diese Eigenschaft läßt mich manchmal die Vorsicht überwinden.  Was dabei herauskommt, ist immer ein Gewinn. Und deswegen würde ich alllen Poolliegenliegern raten, die eigene Neugier manchmal siegen zu lassen – es kann sein, dass am Ende der Komfortzone das Meer liegt und eine neue Wunderwelt.

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