Im All gibt es keine Waschmaschine!

Wer einmal mit einer geschwärzten Glasscheibe eine Sonnenfinsternis beobachtet hat, oder durch das Fernrohr einer Sternwarte einen Kometen oder die Ringe des Saturn sehen konnte, der ist süchtig – und träumt sich hoch zu den Sternen, ist begeistert von Sternbildern, von Supernovas, von Planeten, schwarzen Löchern und dunkler Materie im All. Gerade Kinder sind für dieses Wissen absolut empfänglich – jetzt gibt es in München, oder besser in Garching, ein brandneues Planetarium, das den Wissensdurst stillt. Spannend, faszinierend und das auch noch kostenlos! Zwei, drei U-Bahnstationen hinter dem Stadion für den Stern des Südens kommt man zu einem neuen Museumsstar in München!

Die Kuppel ist dem Sternenhimmel über der Südhalbkugel nachempfunden

Das ESO Supernova Planetarium und Besuchercenter wurde nämlich von der Stiftung des SAP-Mitgründers Klaus Tschira finanziert und auch betrieben. Familien, Schulklassen haben kostenlos Eintritt – sie können sich Filme im Planetarium ansehen, die von 5  Beamern in 4K Qualität auf die große Kuppel projiziert werden. Das sorgt für echte Gänsehautmomente – ich finde es wunderschön. Nur schade, dass zur Bloggerführung nicht ein Film für Erwachsene ausgesucht worden ist, sondern ein etwas kindischer Film über die Schwerkraft – eben angepasst an Kinder bis sechs Jahre. Da bin ich altersmäßig doch ein bisserl drüber… Ich werde aber sicher nochmal hinfahren, um mir andere Aufführungen anzusehen.

Das Gebäude allein ist eine Schau, es ist einer Supernova – dem Clash zweier Sterne – nachempfunden. Keine Wand ist gerade, auch die Ausstellung windet sich wie das berühmte Guggenheim-Museum in Spiralen nach oben.

Perfekt angezogen für ein Planetarium (volle Absicht)

Durch die große Ausstellung, die die Erde, unser Planetensystem, die Milchstrasse und den ganzen Rest zu erklären versucht, führen echte Astronomen der ESO. Deren große Teleskope befinden sich in Chile, in der Atacama-Wüste, wo der Himmel sternenklar ist und es keine Lichtverschmutzung gibt, die uns hier den Blick auf die Sterne verwehrt. Die Bilder der Teleskope haben etwas Magisches. Und es soll noch besser werden, derzeit konstruiert die ESO das größte Teleskop, das je gebaut wurde, dann können wir in Galaxien eindringen, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat. Ich frage den Astronomen der uns durch die Ausstellung führt, ob er an außerirdisches Leben glaubt – er bejaht und meint: „offiziell suchen wir nicht danach, aber klar hoffen wir insgeheim, etwas zu finden“ .

Derzeit wird z.B. auf dem Jupitermond Europa gesucht, der von dickem Eis (und darunter Wasser) bedeckt ist. Doch um an das Wasser mit vielleicht extraterrestrischem Leben zu können, müssten Maschinen durch das kilometerdicke Eis bohren, dann Sonden mit Kameras und Scheinwerfern einführen, etc etc – die Technik haben wir noch nicht. Aber es bleibt spannend…

Wer sich für das Thema Weltall und Raumfahrt begeistert, für den habe ich noch einen weiterführenden Tipp: den tollen Bildband 166 Tage im All (Frederking & Thaler, 40 Euro) – Der Bildband enthält nicht nur wundervolle Aufnahmen unserer Erde von oben, sondern bietet viele spannende Einblicke in den Alltag auf der ISS, der Raumstation der ESA. Der Astronaut Alexander Gerst, der 166 Tage über der Erde kreiste, hat zusammen mit dem GEO Redakteur Lars Abromeit die Texte verfasst – also das Weltall aus erster Hand. Übrigens schwebt in der Raumstation auch eine Plüschmaus von den Lach-und Sachgeschichten, denn der gebürtige Kölner Alexander Gerst zeichnet für die Kindersendung seine Erlebnisse ebenfalls auf!  Täglich telefonieren die Astronauten mit daheim, damit sie den Kontakt nicht verlieren.

Der Bildband ist ein Tagebuch, chronologisch schildert es die Vorbereitungen, den Start ins All, das Leben 400 Kilometer über der Erde. Bei aller Erhabenheit der Gefühle und der Bewunderung für die Schönheiten unserer Erde vergisst Alexander Gerst auch die kleinen Widrigkeiten nicht: so schildert er, dass es keine Waschmaschine oben im All gibt, deswegen muss die gesamte Wäsche für die Mission mitgenommen werden. Die Dreckswäsche kommt in einen Beutel, der in einem gesonderten Bereich der Kapsel gelagert wird und beim Eintauchen in die Erdatmosphäre verglüht. Aber da oben schweben keine Ferkel, der Wäschevorrat reicht, um die Unterhose alle zwei Tage zu wechseln…

Und der Astronaut spürt, wie gefährdet unsere Welt ist: „Unsere Atmosphäre sieht so zart und zerbrechlich aus, als könne man sie mit einem einzigen Hauch davonpusten.“  Ich hoffe, dass wir das nicht schaffen!

Ich kann mir kein spannenderes und schöneres Buch als Geschenk für kleine und große Hobby-Astronomen denken!

Ein Blick ins Buch: die Küste von Neuseeland aus 400 Kilometer Höhe

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