Das egozentrische Weltbild hat ausgedient

BFF_1508_ButtonBlau2-300x300Ich bin schuld am Flüchtlingsdrama. Du auch. Und du. Weil wir uns nur um unseren eigenen Scheiss gekümmert haben. Beziehungen, Karriere, Kinder, die Familie. Alles wichtig, keine Frage. Aber wir haben dabei den Rest der Welt vergessen. Wir haben uns selbst optimiert, Diät gehalten, Sport gemacht, Cupcakes gebacken, uns mit Shabby Chick eingerichtet, Modebloggerfotos geliket, haben gepunktete Kissen genäht, Mascaras rezensiert, sind gereist mit dem Rucksack oder der Designertasche, wir haben Pulled Pork gebraten und unseren Smoker getestet, unseren Garten gepflegt und dabei vergessen, dass es außerhalb auch noch eine Welt gab. Eine Welt, in der derzeit kaum ein Stein auf dem andern bleibt. Das Internet ist wie Hefe, die den Erdkuchen schier zerreißt. Arabischer Frühling hieß die Bewegung, die mit Hoffnung begann und nun im Terror der ISIS mündet, das Experiment Europa und Euro bringt immer mehr Volkswirtschaften an den Rand der Pleite. In Afrikas Läden morden Islamisten, beuten Firmen die reichen Rohstoffvorkommen aus, die sie in den Fabriken Chinas zusammenbauen, damit auch jeder ein Smartphone habe auf diesem Planeten. In Bangladesh hockt man im Müll und in zusammenbrechenden Fabriken für unsere Designerkleider. All diese Dinge konnten wir lange ausblenden. Uns ging und geht es gut. Unsere Wirtschaft floriert. Unser Leben floriert. Unsere Selbstoptimierung floriert. Während wir niedliche Katzenbilder liken, bricht für andere Menschen deren Welt unwiderruflich zusammen. In Syrien, Nigeria, in Lybien oder im Sudan warten keine Internetmemes, da wartet nur der Tod.

Jetzt bricht sich die Welt Bahn in unsere heile Welt hinein. Und wir merken mit Erstaunen, dass es anderes gibt als das, was uns bislang interessiert hat. Huch! Was ist da außerhalb unseres Vorgartens passiert? Wieso bringen die Syrer ihr Leben und Sterben jetzt mit in unsere heile Welt? Viele reagieren so, dass ich tief den Hut ziehe, helfen unermüdlch mit Rat, Tat und Spenden. Andere Menschen reagieren mit Ablehnung und Hass – so viel Ablehnung und Hass, dass wir auch darüber erstaunt sind, weil wir das auch nicht haben kommen sehen vom Gartenzaun aus. Aber gut, wenn wir jetzt raustreten aus dem Gartentor. Es ist ja noch nicht zu spät. Wir haben es in jeder Sekunde in der Hand, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Legen wir also die Selfiekamera kurz aus der Hand und schauen uns die Welt an, wie sie ist. Im Guten wie im Schlechten. Machen wir was draus. Wer spenden will, kann das über #BloggerfuerFluechtlinge tun, dort wird auch genau aufgelistet, wo das Geld hingeht.

Und wir müssen weiter den Mund aufmachen. Den Druck auf Merkel und Co erhöhen, damit sie endlich eingreift. Dass Deutschland keine Waffen mehr liefert in Krisenregionen, dass wir eine bessere Einwanderungspolitik bekommen und zwar eine, die den Namen verdient. Dass Elend nah und fern nicht mehr nur verwaltet wird, sondern die Ursachen bekämpft. Dass sich alle Staaten zusammentun, um dem Wahnsinn in Syrien, Nigeria oder im Sudan ein Ende zu setzen. Wir haben es in der Hand. Jeder einzelne hat eine Stimme. Nutzen wir sie.

Sorry für die Unterbrechung meiner Israel-Reise-Artikelserie. Am Montag geht es weiter mit Ausgrabungen in Israel und mit Jerusalem…

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