Die Frau auf der Schaukel
Gestern, bei einer Wanderung entlang des Main-Bogens ist sie gesessen. Eine alte Dame mit kurzen, weißen Haaren. Ganz allein auf einem Kinderspielplatz auf der Schaukel. Leise schaukelnd, ihr Rollator stand daneben. Als ich sie grüßte, lächelte sie freundlich zurück. Danach hatte ich Tränen in den Augen. Ich hatte keine Ahnung, warum mich der Anblick so berührt hat. Vielleicht weil ein Kinderspielplatz immer etwas ist, was man mit Fröhlichkeit in Verbindung bringt, etwas, wo viele miteinander spielen. Und so war das Bild für mich der Ausbund an Einsamkeit. Aber vielleicht bin auch nur sentimental…
Das ist nicht sentimental, das ist wirklich ein sehr trauriges Bild. Mir wäre es sicherlich genauso gegangen. Zumal mich diese Situation sehr daran erinnert, wie alte Menschen viel zu oft wie Kinder behandelt werden – manchmal bis zum Verlust jeglicher Würde.
Eine sehr ähnlichen Moment erlebte ich als ich von einem Besuch im Seniorenheim zum Auto lief. Von 2 m Oberhalb auf einem Weg konnte ich in den Hof des Heims einsehen und beobachtete eine Alte im Rollstuhl die sich aus ihrem Rollstuhl heraus an den Körper ihrer Tochter schmiegte von der sie ebenfalls umarmt wurde. Im ersten Moment wollte ich die schöne Abschiedsszene im Foto einfangen, dann jedoch schreckte ich zurück.
Beide schienen sehr innig und in Liebe verbunden zu sein, ob sie weinten konnte ich nicht eindeutig erkennen, ich lief ungesehen und unerkannt weiter um die Intimität nicht zu stören. Diese schöne Szene der hilflosen Alten, die sich wie ein Kind an Ihre Tochter schmiegte hat mich überwältigt und mir Tränen in die Augen getrieben.
Sicher kann man das sentimental nennen. Ich sehe eher die paradoxe Situation die uns unvorbereitet trifft. In deinem Fall die einsame Alte auf dem (üblicherweise belebten) Spielplatz, in meinem Fall der Rollentausch von Mutter/Tochter in diesem liebevollen innigen Moment.